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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Pflege ermöglichen bei Wohnungslosigkeit und schwerer Erkrankung – was kann hausärztliche Versorgung beitragen?

Stefanie Beckmann 1
Helena Brockmann 1
1Bischof-Hermann-Stiftung, Cared.Wende, Deutschland

Text

Hintergrund: Wohnungslose Menschen mit schweren Erkrankungen haben oft keinen Zugang zu regulärer gesundheitlicher und pflegerischer Versorgung. Auch hausärztliche Strukturen erreichen sie nur unter erschwerten Bedingungen. Fehlende Versicherungen, komplexe Mehrfachdiagnosen und unpassende Angebote führen trotz hohem Bedarf zu Notfällen, Leid und früher Sterblichkeit.

Zielsetzung/Fragestellung: Ziel des Beitrags ist, Herausforderungen beim Zugang zu pflegerischer Versorgung für wohnungslose, schwer kranke Menschen zu beschreiben – und die mögliche Rolle hausärztlicher Anbindung zu reflektieren.

Material und Methoden: Grundlage sind ethnografische Beobachtungen und Interviews im Modellprojekt Cared.Wende der Bischof-Hermann-Stiftung in Münster. Über mehrere Monate wurden Fallverläufe sowie Begegnungen im Hilfesystem dokumentiert. Ergänzend fanden Einzel- und Gruppeninterviews mit Fachkräften aus Wohnungslosenhilfe, Pflege, Medizin, Suchthilfe und Verwaltung statt. Die Materialien wurden qualitativ ausgewertet.

Ergebnisse: Es zeigten sich sehr unterschiedliche Versorgungsverläufe. In einigen Fällen gelang pflegerische Unterstützung – etwa durch persönliche Kontakte, engagierte Fachkräfte oder bestehende Strukturen. In anderen blieb Versorgung aus, trotz Beteiligung vieler Stellen.

Hausärztliche Beteiligung war vor allem dort möglich, wo Menschen an höherschwellige Einrichtungen angebunden waren. In prekären Lebenslagen, etwa auf der Straße, war eine Einbindung kaum realisierbar. Pflege ließ sich unter diesen Bedingungen nur selten organisieren.

Diskussion: Hausärzt:innen könnten eine wichtige Rolle spielen – als niedrigschwellige, koordinierende Bezugsperson beim Zugang zu Pflege, medizinischer Einschätzung und weiterer Unterstützung.

Fragen zur Diskussion:

  • Welche Erfahrungen haben Sie mit hausärztlicher Versorgung bei wohnungslosen, schwer kranken Menschen gemacht?
  • Welche Bedingungen müssten erfüllt sein, damit Hausärzt:innen in solchen Situationen verlässlich eingebunden werden können?

Take Home Message für die Praxis:

  • Versorgung gelingt punktuell – oft durch pragmatische Lösungen und persönliches Engagement.
  • Verlässliche, kontinuierliche Zugänge fehlen – besonders zur Pflege und hausärztlichen Begleitung.
  • Hausärzt:innen könnten eine wichtige Rolle spielen, wenn tragfähige Strukturen geschaffen werden.