59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Interdisziplinärer Informationsfluss und Wissenstransfer in der Onkologie: was Thüringer Hausärzt:innen benötigen, um Patient:innen adäquat zu begleiten
2Universität Leipzig, Institut für Allgemeinmedizin, Leipzig, Deutschland
Text
Hintergrund: Hausärzt:innen spielen als niederschwellig zugängliche, wohnortnahe Ansprechpartner:innen eine wichtige Rolle bei der Prävention und Früherkennung, sowie der Therapiebegleitung, supportiven Therapie und Nachsorge von onkologischen Patient:innen. Dieses umfangreiche Aufgabenspektrum gepaart mit der Notwendigkeit, ihre Patient:innen multiprofessionell und sektorenübergreifend zu betreuen, stellt Hausärzt:innen vor große Herausforderungen.
Zielsetzung/Fragestellung: Welche spezifischen Bedarfe und Perspektiven haben Thüringer Hausärzt:innen bei der Versorgung ihrer onkologischen Patient:innen? Inwiefern bestehen regionale Herausforderungen beim Informationsfluss und welche Strukturen des Wissenstransfers werden genutzt? Welche konkreten Lösungsansätze zur Verbesserung der Versorgung werden gesehen?
Material und Methoden: Von Dezember 2024 bis Februar 2025 wurden 15 leitfadengestützte Interviews mit Thüringer Hausärzt:innen geführt, mit Audiogerät aufgezeichnet, transkribiert und qualitativ inhaltsanalytisch nach Kuckartz ausgewertet.
Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen, dass eine niederschwellige interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Einbindung in regionale Netzwerke die Versorgung onkologischer Patient:innen verbessern könnte. Ineffizienter oder fehlender Informationsfluss sowie mangelndes Wissen über spezifische Therapieformen führen zu Zeit- und Koordinationsproblemen. Folglich können Hausärzt:innen ihr Potenzial als Expert:innen der sprechenden Medizin und als Vertrauenspersonen nur unzureichend ausschöpfen. Hausärzt:innen benennen konkret eine gute Erreichbarkeit der Ansprechpartner:innen für Rücksprachen und Terminvereinbarungen sowie eine klare Definition der Aufgaben, die als hausärztlich gesehen werden, als Grundvoraussetzungen zur Versorgung ihrer onkologischen Patient:innen. Zudem besteht im Kontext des Wissenstransfers zu onkologischen Behandlungsstrategien der Bedarf, den Fokus auf das Nebenwirkungs- und Symptommanagement im primärärztlichen Setting auszurichten.
Diskussion: Die von den Thüringer Hausärzt:innen entwickelten Lösungsansätze zur Verbesserung des interprofessionellen Informationsflusses und des Transfers von hausärztlich relevantem Wissen werden in Bezug auf ihre Umsetzbarkeit diskutiert.
Take Home Message für die Praxis: Durch die Entwicklung von an die Bedarfe der Hausärzt:innen angepassten Versorgungsstrukturen und entsprechenden Formaten für den Wissenstransfer kann die Versorgung onkologischer Patient:innen in Thüringen optimiert werden.