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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Warum engagieren sich Hausärzt:innen bis dato kaum im Advance-care-planning-Prozess? Protokoll einer qualitativen Interviewstudie

Catrin Beu 1
Jürgen in der Schmitten 1
Annika Godder 1
1Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland

Text

Hintergrund: Im Rahmen von Advance Care Planning (ACP) unterstützen qualifizierte Gesprächsbegleitende (GB) einwilligungsfähige Personen darin, ihre individuellen Behandlungspräferenzen hinsichtlich künftiger, mit Entscheidungsunfähigkeit einhergehender gesundheitlicher Krisen zu entwickeln und aussagekräftig zu dokumentieren. Hausärzt:innen (HÄ) können zur erfolgreichen Umsetzung von ACP beitragen und ihrerseits in Krisenfällen von einer tragfähigen Vorausplanung profitieren. Dennoch engagieren sich bis dato nur wenige HÄ aktiv in ACP. Dieses Phänomen soll in dem hier vorgestellten Dissertationsprojekt beforscht werden.

Zielsetzung/Fragestellung: Ziel des zweistufigen Forschungsvorhabens ist es zunächst, Faktoren und Prozesse zu identifizieren und zu verstehen, die HÄ eine Implementierung von ACP in ihrer Praxis erleichtern oder erschweren.

Auf dieser Basis soll im zweiten Schritt ein Konzept entwickelt werden, das HÄ für eine aktive Mitwirkung im ACP-Prozess zu gewinnen verspricht.

Material und Methoden: In der ersten Stufe werden mit 16 bis 20 HÄ qualitative leitfadengestützte Einzelinterviews zu förderlichen und hinderlichen Faktoren hinsichtlich ACP durchgeführt. Um eine möglichst vielfältige Stichprobe zu erhalten, werden HÄ mit unterschiedlichen Erfahrungsgraden und Haltungen hinsichtlich ACP rekrutiert. Die Auswertung erfolgt in einer Reflexive Thematic Analysis.

Auf dieser Basis wird im Rahmen der zweiten Stufe in 4 bis 6 Fokusgruppen mit HÄ der Frage nachgegangen, wie die Integration von ACP im hausärztlichen Praxisalltag gefördert und Barrieren verringert werden können. Die Ergebnisse einer Qualitativen Inhaltsanalyse dieser Daten dienen der Entwicklung eines Konzepts, HÄ für ACP zu gewinnen.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Konferenz wird die vorläufige Analyse einer Teilstichprobe von mindestens fünf Einzelinterviews vorliegen und zur Diskussion gestellt werden.

Diskussion: Hausärzt:innen könnten wesentlich zu der erfolgreichen Umsetzung von ACP und damit zu einer Versorgung insbesondere vulnerabler Patient:innen im Einklang mit ihren Behandlungspräferenzen beitragen – auch (aber nicht nur) im Rahmen des § 132g SGB V, der die hausärztliche Mitwirkung sowie deren extrabudgetäre Honorierung ausdrücklich vorsieht.

Take Home Message für die Praxis: HÄ sind zurückhaltend, ACP zu implementieren, obwohl es ihre Arbeit vielfach erleichtern würde. Diese Studie versucht, die Hintergründe dieser Zurückhaltung zu verstehen und darauf aufbauend ein Konzept für die Gewinnung von HÄ für ACP zu entwickeln.