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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Prozessevaluation der Pilotierung des HÄPPI-Versorgungskonzeptes in Baden-Württemberg – eine qualitative Analyse

Johanna Mink 1
Nina Sander 1
Michel Wensing 1
Attila Altiner 1
Simon Schwill 1
1Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

Text

Hintergrund: Die hausärztliche Versorgung in Deutschland steht unter enormen Druck. Das HÄPPI Konzept (Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell) wurde entwickelt um neue Formen der patientenzentrierten und gesundheitskompetenzfördernden Zusammenarbeit im Team unter konsequenter Nutzung digitaler Technologien zu ermöglichen. HÄPPI wurde 2024 in einer sechsmonatigen Pilotierung in zehn Praxen unterschiedlicher Größe in Baden-Württemberg getestet. Die Intervention umfasste für alle Praxen eine sechsmonatige Förderung, 3 Workshops und je Praxis 5 begleitende Feedback- und Reflexionsrunden.

Zielsetzung/Fragestellung: Ziel der Prozessevaluation der Pilotphase war auf der Grundlage des MRC-Frameworks die Umsetzung, die Wirkungsmechanismen und den Kontext der Intervention und der Datenerhebung zu hinterfragen.

Material und Methoden: Je 10 leitfadengestützte Tandeminterviews zu Beginn und Ende der Pilotierung, sowie drei Fokusgruppen zum Ende der Pilotierung wurden mit Hausärzt:innen (n=11) und akademischen Mitarbeiter:innen (n=10) durchgeführt. Die Daten wurden in einer qualitativen Inhaltsanalyse deduktiv-induktiv ausgewertet.

Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen Unterschiede im Ausmaß der implementierten Innovationen, unter anderem resultierend aus den praxisspezifischen Schwerpunkten in der Implementierung, den Voraussetzungen der Praxen, den Einstellungen der Verantwortlichen und dem Ausmaß der Einbindung des Teams. Veränderungen waren von dem bereits vorhandenen Digitalisierungsgrad aber auch von den Praxisstrukturen und -räumlichkeiten abhängig. Auch die Größe der Praxen und hierarchischen Strukturen hatten Einfluss auf die Veränderungen von Rollen und Verantwortlichkeiten und die Umsetzung der Zusammenarbeit im Praxisteam. Die Begleitung der Praxen und die Möglichkeiten zum Austausch im zeitlich begrenzten Rahmen wurden unterstützend für die Umsetzung und Durchführung neuer Maßnahmen im Praxisalltag erlebt.

Diskussion: Das HÄPPI Konzept konnte an alle Praxisstrukturen angepasst werden. Die Umsetzung, die Schwerpunkte und die Nachhaltigkeit der Veränderungen scheinen u.a. von der Motivation des gesamten Teams sowie der Organisationskultur abzuhängen. Das verdeutlicht die Notwendigkeit adäquater edukativer Maßnahmen im Praxisteam, einer intensiven Begleitung der Praxen in der Pilotierungsphase und der Förderung eines weiterführenden Austausches.

Take Home Message für die Praxis: Die Pilotierung in BW hat Praxen mit unterschiedlichen Voraussetzungen ausreichend Flexibilität gegeben einen gestuften Transformationsprozess zum HÄPPI zu durchlaufen.