59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Neumünsteraner Modell: Unterstützung durch Ehrenamtliche und Qualifizierung von Pflegeeinrichtungen in Palliative Care
2Hospiz-Initiative Neumünster, Neumünster, Deutschland
Text
Hintergrund: Rund 20% der Menschen in Deutschland sterben in einer stationären Pflegeeinrichtung. Diese haben sich zu „Orten höchster Pflege- und auch Sterbeintensität“ verändert. Gleichzeitig fehlt es den Einrichtungen an Fachkräften, die Fluktuation ist hoch. Daher ist eine Palliativ- und Hospizkultur in stationären Pflegeeinrichtungen häufig nicht oder unzureichend etabliert.
Ziel des Neumünsteraner Modells war es, die Mitarbeiter/innen von Neumünsteraner Pflegeeinrichtungen bei ihrer psychosozialen Betreuung schwerkranker und sterbender Menschen durch ehrenamtliche Hospizhelfer/innen zu unterstützen und sie mittels Fortbildungen zur hospizlichen Haltung zu qualifizieren.
Zielsetzung/Fragestellung: In dieser Studie wurden die Erfahrungen von Mitarbeiter/innen der am Projekt teilnehmenden Pflegeeinrichtungen untersucht.
Material und Methoden: Qualitative, leitfadengestützte, telefonische Interviews von 41 Mitarbeiter/innen aus 8 Pflegeeinrichtungen, 3–6 Interviews pro Einrichtung; Aufnahme und Transkription, qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz mit MAXQDA.
Ergebnisse: Zeit- und Personalmangel sind dominierende Probleme. Daraus resultieren oft Stress und ein schlechtes Gewissen, den Schwerkranken und ihren Angehörigen nicht gerecht werden zu können. Der Einsatz der Ehrenamtlichen wurde als große zeitliche und emotionale Entlastung erlebt – neben vielen weiteren positiven Effekten. Bezüglich der Anlässe für den Start einer Begleitung gab es unterschiedliche Auffassungen und Routinen. Die Verlässlichkeit, der Informationsaustausch und die gute Kommunikationsebene mit den Ehrenamtlichen wurden gelobt. Gewünscht wurde eine Intensivierung der Zusammenarbeit, aber auch eine Vertiefung der Fachkenntnisse der Ehrenamtlichen im Umgang mit Demenzkranken. Die Kontaktstrukturen zwischen Pflegeeinrichtung und Ehrenamtlichen unterschieden sich stark zwischen den Einrichtungen. Die im Rahmen des Projektes angebotenen Schulungen wurden als sehr hilfreich beschrieben.
Diskussion: Die Erfahrungen der Pflegeheim-Mitarbeiter/innen mit Ehrenamtlichen der Hospiz-Initiative waren in der Regel sehr positiv. Eine gute Integration der Ehrenamtlichen in die Einrichtungs-Teams ist wichtig, um die psychosoziale Betreuung schwerkranker und sterbender Menschen und die hospizliche Kultur in Pflegeeinrichtungen zu verbessern. Hausärztinnen und Hausärzte könnten hier Impulse setzen.
Take Home Message für die Praxis: Eine gute Integration von ehrenamtlichen Hospizhelfer/innen in stationäre Pflegeeinrichtungen bedarf einer beständigen Koordination und regelmäßigen Auffrischung der Kontakte.