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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Veränderungen von Übergewicht und Adipositas bei Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr – eine Langzeitstudie

David Willems 1
Melanie Schmeil 1
Manuela Andrea Hoffmann 1,2
1Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr, Deutschland
2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

Text

Hintergrund: Der Soldatenberuf stellt in mehrfacher Hinsicht besondere arbeits- und umweltmedizinische Anforderungen, da Soldatinnen und Soldaten oft erheblichen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt sind – etwa durch extreme klimatische Bedingungen, intensive körperliche Beanspruchung oder den Umgang mit Gefahrstoffen. Eine präzise arbeitsmedizinische Überwachung ist daher unerlässlich.

Zielsetzung/Fragestellung: Ziel dieser Pilotstudie ist die Analyse zeitlicher Entwicklungen anthropometrischer Parameter – insbesondere von Übergewicht und Adipositas – bei Bundeswehrangehörigen über einen Zeitraum von fünf Jahrzehnten. Dabei sollen mögliche Zusammenhänge mit berufsspezifischen Belastungen sowie deren arbeitsmedizinische Relevanz aufgezeigt werden.

Material und Methoden: Das Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr archiviert die Gesundheitsunterlagen von über 10 Millionen ehemaligen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Im Rahmen einer Pilotstudie erfolgte erstmals die systematische Digitalisierung einer Zufallsstichprobe von etwa einem Prozent der in den Jahren 1970, 1980, 1990, 2000, 2010 und 2020 Entlassenen. Dies ermöglicht die Auswertung der Gesundheitsdaten von circa 15.000 Personen. Zu den untersuchten Daten gehören Ergebnisse von Musterungs-, Einstellungs- und Entlassungsuntersuchungen. Diese umfassen neben Basisdaten wie Alter, Größe und Gewicht auch Sehleistung, Herzfrequenz, Blutdruck und bundeswehrspezifische Gesundheitsziffern, welche die Eignung für militärische Tätigkeiten angeben.

Ergebnisse: Die Auswertung zeigt eine deutliche Zunahme des mittleren Körpergewichts und des BMI über die untersuchten Dekaden hinweg. Parallel dazu stieg der Anteil an Personen mit Übergewicht und Adipositas kontinuierlich an. Erste Analysen deuten zudem darauf hin, dass gesundheitliche Einschränkungen im Zusammenhang mit Adipositas zunehmend Einfluss auf die militärische Verwendungsfähigkeit nehmen. Die kodierten Gesundheitsziffern erlauben eine differenzierte Betrachtung individueller Tauglichkeitsprofile.

Diskussion: Die Ergebnisse der Pilotstudie liefern wertvolle Hinweise auf berufsspezifische Gesundheitsrisiken und -anforderungen für die Arbeitsmedizin. Die systematische Auswertung dieser umfassenden Datenbasis stellt einen bedeutenden Schritt zur Verbesserung der Prävention und Gesundheitsförderung im militärischen Kontext dar.

Take Home Message für die Praxis: Die digitale Erschließung historischer Gesundheitsdaten eröffnet neue Chancen für gezielte Prävention und die evidenzbasierte Bewertung von Gesundheitsrisiken im militärischen Umfeld.