59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Veränderungen in der PSA-basierten Früherkennung des Prostatakarzinoms – Ergebnisse der KABOT-Studie über einen Zeitraum von 12 Jahren
2MVZ Dr. Braun GmbH, Deutschland
3Barmherzige Brüder Klinikum St. Elisabeth Straubing, Klinik für Urologie, Straubing, Deutschland
4Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Urologie, Greifswald, Deutschland
Text
Hintergrund: Derzeit erfährt die Früherkennung (FE) des Prostatakarzinoms (PCA) eine Neubewertung. Diese umfasst sowohl die eingesetzten Maßnahmen (ausschließlich PSA-basiert) als auch den Zeitpunkt der Initiierung.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel der hier vorgestellten KABOT-Studie („Knowledge and Belief over Time“) war es, Veränderungen in der Kenntnis und Inanspruchnahme der PSA-basierten FE über einen Zeitraum von 12 Jahren zu analysieren. Besonderes Augenmerk lag auf der Identifikation von Patientengruppen, die eine intensivere Beratung zu den Vor- und Nachteilen der FE benötigen.
Material und Methoden: Im Rahmen der Studie wurden hausärztliche Praxen in einer klar definierten Region der Bundesländer Berlin und Brandenburg in den Jahren 2009 (n=55) und 2021 (n=150) kontaktiert, wobei insgesamt 29 Praxen an der Untersuchung teilnahmen. Über diese Praxen wurden insgesamt 1.450 Fragebögen an männliche Patienten ab 35 Jahren verteilt (2009: n=1.050; 2021: n=400). Es wurden multivariate logistische Regressionsmodelle (MLRM) gebildet, in die Studienphase, Alter, Bildungsniveau, Rauchverhalten, Vaterschaft, Beschäftigungsstatus, Familienanamnese bezüglich maligner Erkrankungen und Versicherungsstatus als unabhängige Prädiktoren eingeschlossen wurden, um deren Einfluss auf die beiden Endpunkte (EP) „Kenntnisse über die Existenz einer PSA-basierten FE“ (EP1) und „Bereits erfolgte Inanspruchnahme einer PSA-basierten FE“ (EP2) zu prüfen. Die Kabot-Studie entsprach den CROSS-Richtlinien, verfügt über ein Ethikvotum und ist im Deutschen Register für Klinische Studien registriert.
Ergebnisse: Zur finalen Analyse lagen schließlich 890 auswertbare Fragebögen vor. Die MLRM identifizierten Bildungsniveau und Rauchverhalten als unabhängige Prädiktoren beider EP. Höheres Bildungsniveau und Nichtraucher erreichten beide EP signifikant häufiger. Zudem wurde der EP1 durch eine Vaterschaft, der EP2 hingegen durch höheres Patientenalter unabhängig häufiger erreicht.
Diskussion: Diese Ergebnisse verdeutlichen den Bedarf an gezielterer Beratung und Aufklärung in spezifischen Patientengruppen. Zusammenfassend liefert diese 12-jährige Untersuchung somit wichtige Einblicke in Prädiktoren der PSA-basierten FE und bietet eine Grundlage für weiterführende Studien, um das Vorsorgeverhalten gezielt zu optimieren.
Take Home Message für die Praxis: Bildungsniveau und Rauchverhalten, aber auch Vaterschaft und Patientenalter konnten als wichtige Prädiktoren zur Abschätzung des Beratungsbedarfs bezüglich der FE des PCA identifiziert werden.