Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Reflexionsfähigkeit als Schlüssel zur ärztlichen Professionalität – Kompetenzkonferenzen praktisch erleben
Text
Hintergrund: Die Entwicklung einer professionellen Identität erfordert kontinuierliche Selbstreflexion. Im Bielefelder Modellstudiengang Medizin wird die Reflexionsfähigkeit systematisch gefördert, unter anderem durch Kompetenzkonferenzen – ein strukturiertes, kollaboratives Reflexionsformat. Der Workshop bietet Einblicke in diese Methode und ermöglicht eine praxisnahe Erprobung.
Lernziel: Anhand einer simulierten Kompetenzkonferenz erleben die Teilnehmenden die Bedeutung von Reflexion für die Professional Identity Formation (PIF). Sie setzen sich aktiv mit der Methode auseinander und reflektieren deren Potenzial für die eigene Lehre sowie die professionelle Entwicklung von Medizinstudierenden.
Ablauf der Veranstaltung mit Zeitplan:
1. Einführung & Impuls (15 min):
- Reflexionsfähigkeit als Schlüssel zur ärztlichen Identitätsbildung: Reflexion ist eine zentrale Kompetenz, die den Prozess der Identitätsbildung angehender Ärzt*innen maßgeblich unterstützt. Die Fähigkeit eigene Handlungen, Haltungen und Erfahrungen kritisch zu beleuchten und sich strukturiert auszutauschen, fördert sowohl die persönliche als auch die berufliche Weiterentwicklung.
- Das KoMED-Programm im Modellstudiengang Medizin der Universität Bielefeld: Als curricular verankertes Programm bietet KoMED („Kompetenzreflexion im Medizinstudium“) Medizinstudierenden der Universität Bielefeld die Möglichkeit, ihre Entwicklung über den gesamten Studienverlauf hinweg strukturiert zu reflektieren. Es fördert die Entwicklung einer professionellen ärztlichen Rollenidentität sowie die Reflexionsfähigkeit und kritisches Hinterfragen.
- „Kompetenzkonferenzen“ als kollaboratives Reflexionsformat: Kompetenzkonferenzen als gruppenbasierte und tutoriell begleitete Reflexionsmethode bilden im KoMED-Programm einen strukturierten Rahmen für eine gemeinsame, systematische Reflexion studiums- und berufsbezogener Herausforderungen und erlebter Situationen.
2. Simulation einer Kompetenzkonferenz (30 min):
- Gruppenaufteilung: Nach der Einführung wird die Methode der Kompetenzkonferenz in einer praktischen Simulation erfahrbar gemacht. Die Teilnehmenden werden in Kleingruppen aufgeteilt, die jeweils von einer/einem Tutor*in des KoMED-Programms und der Workshop-Leitung moderiert werden.
- Durchführung der Kompetenzkonferenz: In den Kleingruppen erfolgt eine Reflexionsphase anhand eines vorgegebenen Themas bzw. einer konkreten Situation. Die Moderation leitet die Diskussion entlang strukturierter Reflexionsmethoden, um verschiedene Perspektiven zu beleuchten und zentrale Lernaspekte herauszuarbeiten.
- Abschließende Diskussionsrunde: Am Ende der Simulation reflektieren die Kleingruppen ihre wichtigsten Erkenntnisse und die Methode „Kompetenzkonferenz“. Dabei teilen die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und diskutieren, wie das gemeinsame Reflektieren gelungen ist und welche Herausforderungen auftraten.
3. Diskussion (40 min):
- Im Plenum werden die wesentlichen Erkenntnisse aus der Simulation reflektiert und ausgetauscht. Abschließend wird gemeinsam erarbeitet, wie Reflexionskompetenz gezielt gefördert werden kann. Zudem werden praxisorientierte Ideen und Beispiele gesammelt sowie konkrete Ansätze diskutiert, damit eine systematische Integration von Reflexionsfähigkeit in die medizinische Ausbildung (noch besser) gelingen kann.
4. Fazit & Take-Home Messages (5 min):
- Reflexionsfähigkeit ist eine zentrale ärztliche Kompetenz, die gezielt gefördert und curricular verankert werden sollte. Kompetenzkonferenzen bieten als kollaboratives Format eine strukturierte Möglichkeit zur Reflexion.
Eingesetzte didaktische Methoden:
- Theoretischer Input
- Arbeitsmaterial wie Handouts mit Reflexionsmodellen /-fragen
- Visualisierung von Ergebnissen
Zielgruppe: Der Workshop richtet sich an medizinische Lehrende, Curriculum-Entwickler*innen und Medizinstudierende.
Vorbereitung: Keine.
Literatur
[1] Cruess RL, Cruess SR, Boudreau JD, Snell L, Steinert Y. A schematic representation of the professional identity formation and socialization of medical students and residents: a guide for medical educators. Acad Med. 2015; 90(6):718-725. DOI: 10.1097/ACM.0000000000000700[2] Scheide L, Teufel D, Wijnen-Meijer M, Berberat. (Self-)Reflexion and training of professional skills in the context of “being a doctor” in the future – a qualitative analysis of medical students' experience in LET ME ... keep you real!! GMS J Med Educ. 2020;37(5):Doc47. DOI: 10.3205/zma001340
[3] Gerlach C, Apondo S, Unsöld L, Alt-Epping B, Villalobos M. Begegnung auf der Menschebene: Das erste Semester im Wahlfach zur professionellen Identitätsentwicklung im Medizinstudium. In: Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) und des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ). Freiburg, Schweiz, 05.-09.08.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-29-04. DOI: 10.3205/24gma122