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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Veränderung der Awareness von Studierenden der UW/H bezüglich Rassismus durch die Intervention des fakultativen Kurses „Check Your Privilege“

Andrea Schlicker 1
Jan P. Ehlers 1
1Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Witten, Deutschland

Text

Eine Auseinandersetzung mit Rassismus findet, wenn überhaupt, im Studium der Humanmedizin und Psychologie nur unzureichend statt [1], [2]. Allerdings zeigen Studien, dass gerade BIPoC (Black, Indigenous, and People of Color) in der Gesundheitsversorgung Zugänge aufgrund rassistischer Diskriminierungen versperrt bleiben oder erschwert werden [2]. Daraus resultiert oftmals eine nicht adäquate Behandlung, welche schwerwiegende Folgen für die jeweilige Person haben kann. In diesem Kontext müssen neben der fachlichen Ausbildung bspw. das Erkennen von Erkrankungen auf nicht-weißer Haut, auch die strukturelle und individuelle Ebene von Rassismus mit einbezogen werden, da diese ineinandergreifen und nicht losgelöst voneinander zu denken sind.

Fragestellung: Inwiefern verändert sich das Bewusstsein und der Umgang der Studierenden mit dem Thema Rassismus durch den fakultativen Kurs „Check Your Privilege“ an der UW/H?

Methoden: In einem Mixed-Methods-Design wurden die quantitativen Daten anhand eines Awareness-Fragebogens erhoben, welchen die Studierenden zu Beginn und am Ende des Kurses beantworteten. Qualitativ ergänzend konnten die Studierenden einen Freitext ausfüllen. Zu Beginn des Kurses wurde erfragt, was Rassismus für die jeweilige Person bedeutet und warum sie an dem Kurs teilnimmt und am Ende inwiefern sich die Sicht auf Rassismus durch die Teilnahme am Kurs verändert hat.

Im WS24/25 haben insgesamt 14 Befragte von 15, die den Kurs besucht haben, teilgenommen. Diese Studierenden gehörten den Studiengängen Humanmedizin, Zahnmedizin und Psychologie an. Geplant ist eine Wiederholung der Befragung im SoSe25 mit dem Ziel, diese Daten ergänzend mit aufnehmen zu können.

Ergebnisse: Die Ergebnisse des WS 24/25 zeigen, dass das Bewusstsein der Studierenden hinsichtlich des Themenfeldes Rassismus durch die Intervention gestiegen ist. Die Antworten im Awareness-Fragebogen zu Beginn des Kurses machen deutlich, dass Rassismus im (Berufs)-Alltag als weniger präsent wahrgenommen wird. Am Ende zeigt sich eine Zunahme des Bewusstseins gegenüber dieser Diskriminierungsform. Die Antworten im Freitext bestätigen diese Tendenz. Die Studierenden gaben an, dass sich ihre Awareness durch die Teilnahme erhöht hat und sie sich der Komplexität des Themas nun bewusst sind und diese einordnen können.

Diskussion: Um eine adäquate Versorgung aller Menschen im Gesundheitssystem gewährleisten zu können, ist es vonnöten sich der eigenen Denk- und Handlungsschemata bewusst zu sein. Dies kann nur gelingen, wenn sich die im Gesundheitswesen tätigen Menschen über die Wirkmechanismen von Diskriminierung auf allen Ebenen (strukturell, institutionell und individuell) bewusst sind.

Fazit: Sich mit Rassismus auseinanderzusetzen darf kein Zusatz sein, sondern ist essenziell für eine gerechte und hochwertige Therapie.

Take Home Message: Jede Person kann Veränderung bewirken! Sensibilisierung beginnt mit der eigenen Haltung und kann durch Engagement im eigenen Umfeld weitergetragen werden.


Literatur

[1] Gerhards SM, Schweda M, Weßel M. Medical students‘ perspectives on racism in medicine and healthcare in Germany: Identified problems and learning needs for medical education. GMS J Med Educ. 2023;40(2):Doc22. DOI: 10.3205/zma001604
[2] Aikins MA, Bremberger T, Aikins JK, Gyamerah D, Yıldırım-Caliman D. Afrozensus 2020: Perspektiven, Anti-Schwarze Rassismuserfahrungen und Engagement Schwarzer, afrikanischer und afrodiasporscher Menschen in Deutschland. Berlin: Afrozensus; 2021.