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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Qualitätssicherung in der medizinischen Lehre: Strategie zur Optimierung schriftlicher Prüfungsfragen im Aachener Modellstudiengang Medizin

Maja Charlotte Dittmar 1
Melanie Simon 1
1RWTH Aachen University, Medizinische Fakultät, Aachen, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Wie können schriftliche Prüfungsfragen in der medizinischen Fakultät so verbessert werden, dass sie die Qualitätskriterien Reliabilität und Validität erfüllen? Meist wird angenommen, dass Lehrende wissen, wie gute Fragen formuliert werden – die Realität zeigt jedoch, dass dies häufig nicht der Fall ist. Misskonzepte, mangelnde Schulung und fehlendes Feedback führen dazu, dass viele Fragen nicht die Qualität haben, die möglich wäre. Ziel dieses Projekts ist es, ein Qualitätssicherungskonzept zu entwickeln und zu implementieren, das Lehrende bei der Erstellung und Optimierung von Prüfungsfragen konkret unterstützt.

Methoden: Das Projekt verfolgt einen praxisbezogenen, mehrstufigen Ansatz. Zunächst wurden eine Checkliste und eine Kurzanleitung zur Erstellung von Prüfungsfragen auf Basis der aktuellen Literatur entwickelt. Sie helfen den Prüfenden bei der Vermeidung typischer Fehler, der Auswahl des geeigneten Itemtyps und der Vermeidung unbeabsichtigter Lösungshinweise (Cues). Der zentrale Baustein des Projekts ist jedoch die systematische Rückmeldung zu den eingereichten Fragen: Alle Fragen werden standardisiert geprüft und die Lehrenden erhalten ein individuelles, konstruktives Feedback. Bei weiterem Bedarf werden Schulungen individuell oder abteilungsweit durchgeführt. Die Evaluation der Ergebnisse erfolgt zunächst durch Rückmeldungen der Prüfenden und Prüfungsleitenden. Anschließend werden die Auswirkungen auf die Fragenqualität über die Itemanalyse ausgewertet.

Ergebnisse: Die Kombination aus klaren, übersichtlichen Materialien und direktem Feedback hat zu spürbaren Verbesserung der eingereichten Prüfungsfragen geführt. Lehrende geben an, dass sie durch das Projekt ein besseres Verständnis für die Gestaltung von Prüfungsfragen entwickeln und sich sicherer bei der Erstellung von Prüfungsfragen fühlen. Als besonders wertvoll wird die individuelle Rückmeldung bewertet, die bislang in dieser Form nicht existierte. Prüfungsleitende stellen zudem eine Reduktion von Einwänden durch Studierende fest – ein Zeichen für eine erhöhte Klarheit und Eindeutigkeit.

Diskussion: Das Projekt verdeutlicht, dass nicht immer komplexen Konzepten bedarf, sondern dass eine gezielte Unterstützung der Lehrenden bereits einen Unterschied macht. Herausforderungen bestehen in der unterschiedlichen Akzeptanz des Feedbacks, sowie in der frühzeitigen Einreichung der Fragen. Viele Lehrende empfanden die Unterstützung jedoch als Erleichterung. Eine strukturelle Herausforderung bleibt, dass die Erstellung von Prüfungsfragen nicht als Lehrleistung anerkannt wird, weshalb sie häufig eine geringe Priorität hat.

Take Home Message: Die Erstellung guter Prüfungsfragen ist nicht banal und Lehrende wissen oft nicht intuitiv, wie sie diese Fragen richtig formulieren. Die gezielte Unterstützung durch Schulungen, Materialien und insbesondere individuelles Feedback hilft, den aktuellen Stand zu verbessern – ein wichtiger Schritt zu nachhaltig höherer Prüfungsqualität.