Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Bewertung des Einflusses technologieunterstützter Lehrmethoden auf den Lernerfolg von Studierenden am Beispiel der Nutzung einer Kopfkamera bei Operationen in der Humanmedizin
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Ein wesentlicher Teil der Famulatur oder des Praktischen Jahres für Medizinstudierende ist die Teilnahme an Operationen, die praxisnahe Einblicke in chirurgische Verfahren bieten sollen. Jedoch können hier ein kleiner OP-Situs oder ungeeignete Blickwinkel die Sicht einschränken und so den subjektiven Lernerfolg mindern1.
Um diesem Problem zu begegnen, wurde ein Kopfkamerasystem eingeführt. Diese Technologie überträgt die Perspektive der Operateure in Echtzeit auf ein Tablet, sodass Studierende die OP live verfolgen können. Diese Arbeit widmet sich daher der Fragestellung: Ermöglicht die Nutzung einer Kopfkamera des Operateurs eine Steigerung des subjektiven Lernerfolges von Studierenden der Humanmedizin gegenüber der traditionellen OP-Assistenz?
Methoden: In einer randomisierten, prospektiven Beobachtungsstudie wurde bei kinderchirurgischen Eingriffen der Lernerfolg von Medizinstudierenden erfasst. Hierbei erfolgte eine zufallsbasierte Aufteilung in drei Gruppen: steril am Tisch, unsteril über Tuch schauend und Kopfkamera. Die Teilnehmenden füllten nach der OP einen anonymisierten Fragebogen aus, in dem sie ihren Lernerfolg mithilfe einer visuellen Analogskala (VAS 0-100 mm) bewerteten. Für eine weitergehende Einordnung wurden Angaben zur Nachverfolgbarkeit des Eingriffs erhoben.
Ergebnisse: An der Studie nahmen 159 Studierende teil, die sich wie folgt auf die oben genannten Gruppen verteilten: steril am Tisch (n=53), unsteril über Tuch schauend (n=42) und Kopfkamera (n=64).
Studierende der Kopfkamera-Gruppe erzielten im Lernerfolg einen Mittelwert von 76,30 mm, welcher signifikant höher war als jener der unsterilen Kohorte (49,14 mm, p<0,001). Zudem war die Nachvollziehbarkeit der OP in der Kopfkamera-Gruppe signifikant höher als in der unsterilen Vergleichsgruppe (p=0,003).
Im Vergleich zur Kopfkamera-Gruppe unterschied sich der Lernerfolg jedoch nicht signifikant von jenem der steril am Tisch assistierenden (76,49 mm, p=0,793).
Diskussion: Die Ergebnisse der Studie konnten zeigen, dass die Nutzung einer Kopfkamera eine effektive Möglichkeit darstellt, den Lernerfolg zu steigern. Insbesondere für unsteril beobachtende Studierende war die Technologie wertvoll, da sie Einschränkungen der Sicht auf den OP-Situs ausglich. So wurden signifikante Steigerungen von Lernerfolg und Nachvollziehbarkeit erzielt. Die Teilnehmer der Kopfkamera-Gruppe erreichten ein ähnlich hohes Lernniveau wie jene der sterilen Gruppe, wodurch die Bedeutung einer optimierten visuellen Perspektive unterstrichen wird. Weitere Studien könnten klären, inwiefern Kopfkameras langfristig die chirurgische Lehre bereichern können.
Take-Home Message: Mithilfe der Kopfkamera konnten subjektiver Lernerfolg und Nachvollziehbarkeit des OP-Geschehens signifikant gesteigert werden. Sie stellt eine sinnvolle Ergänzung zur traditionellen OP-Assistenz dar und bietet insbesondere für unsteril beobachtende Studierende einen unterstützenden Mehrwert.