Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Didaktische Kompetenzen für Peer-to-Peer-Lehrende in der Humanmedizin systematisch trainieren und erforschen – Systematic Mapping Review und Entwicklung eines übergreifenden Kompetenzprofils für Peer-to-Peer-Lehrende
2Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Studiendekanat der Medizinischen Fakultät, Bonn, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Die Argumentation des geplanten Beitrags wirft die Frage auf, welche didaktischen Kompetenzen Peer-to-Peer-Lehrende (P2P-Lehrende) in der Humanmedizin standortübergreifend benötigen. Der Beitrag zielt darauf ab, den zentralen Faktor in der Gestaltung effektiver Lehr-Lern-Prozesse in P2P-Kursen – nämlich: die (medizin-)didaktischen Kompetenzen von P2P-Lehrenden [1] – systematisch und standortübergreifend für medizindidaktische Forschung fruchtbar zu machen.
Methoden: In einem systematic mapping review [2] wurden die Lern- und Kompetenzziele der bestehenden Qualifizierungspraxis für P2P-Lehrende analysiert. Der Literaturkorpus wurde in einer Recherche in den Datenbanken PubMed, ERIC, PsyIndex sowie fis-bildung.org systematisch entlang von vier semantischen Feldern um die Begriffe „Kompetenz/Qualifikation“, „studentische Lehre/Tutor“, „Medizin“ sowie „empirisch“ entwickelt. Die Recherchestrategie berücksichtigte deutsch- und englischsprachige peer-review-Artikel der Jahre 2014-2024.
Ergebnisse: Der initiale Textcorpus umfasste 322 Artikel, von denen final 18 Artikel in die Analyse einbezogen wurden. Diese beschreiben empirische Studien breiter geographischer und klinischer Provenienz sowie vielfältige empirische Zugänge. Im Ergebnis identifiziert der Beitrag neben medizinischen Fachkompetenzen zwölf didaktische Kompetenzen wie etwa die Anwendung von Lerntheorien, das Leiten von Kleingruppen oder die Koordination innerhalb einer medizinischen Lehrorganisation. Darauf aufbauend stellt er ein standortübergreifendes Kompetenzmodell für P2P-Lehrende in der Humanmedizin zur Diskussion.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen zwar keinen grundsätzlichen Konsens, aber doch zahlreiche Überlappungen auf, welche Kompetenzen P2P-Lehrende benötigen. Die in der Praxis der P2P-Qualifizierung avisierten Kompetenzen zeigen sich zudem überwiegend anschlussfähig an die im NKLM beschriebene „Rolle des Lehrenden“ [https://nklm.de/zend/menu]. Gleichzeitig ist die Forschung zur Qualifizierung von P2P-Lehrenden theoretisch wie empirisch ausbaufähig: Etwa verbleiben die analysierten Studien in ihren Effektmessungen weitgehend auf Ebene der Zufriedenheit oder der Selbsteinschätzung von Lernerfolg, ebenso bewegen sich die untersuchten Fallzahlen – auch strukturell bedingt – oftmals unter n=20.
Take Home Messages: Angesichts der zentralen Rolle des Lehrhandelns für den Lernerfolg und der zunehmend gewichtigeren Rollen von P2P-Lehre in der Humanmedizin wird es zukünftig praktisch und professionspolitisch relevant werden, die medizindidaktische Forschung zur Qualifizierung von P2P-Lehrenden systematisch voranzutreiben. Eine mögliche Strategie, um deren Evidenzbasis zu verbessern, ist die standortübergreifende Erforschung von P2P-Lehre. Dazu bietet das entwickelte Kompetenzprofil mit seinen zwölf didaktischen Kompetenzen einen guten Ausgangspunkt.