Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Emotionale Belastung von Simulationspersonen beim Darstellen von psychiatrischen und nicht psychiatrischen Rollen und mögliche Präventionsansätze
2Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Referat Medizindidaktik, Berlin, Deutschland
3Gesellschaft für medizinische Ausbildung (GMA), Erlangen, Deutschland
4Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Referat Medizindidaktik, Deutschland
5Gesellschaft für medizinische Ausbildung (GMA), Deutschland
6Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Simulationspersonenkrankenhaus SimPatiK, Erlangen, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Simulationspersonen (SPs) sind gesunde Laiendarsteller oder Berufsschauspieler, welche darauf trainiert werden, Krankheitsbilder authentisch entlang der Rollenbeschreibung zu simulieren. Positive Auswirkungen und Einschränkungen für die medizinische Lehre und angehende Ärzte sind gut untersucht. Bezüglich der Gesundheit von SPs wurde einerseits berichtet, dass die Einsätze zu einer Förderung von Gesundheitskompetenz führen, andererseits jedoch auch zu Erschöpfung und Stress. Es wird vermutet, dass vor allem die Darstellung psychiatrischer Krankheitsbilder zu einer Belastung von SPs führt. Bislang ist unklar, ob SPs durch ihre Einsätze tatsächlich negative Auswirkungen auf die (mentale) Gesundheit erleiden. Ziel der vorliegenden Studie ist eine erstmalige einsatzspezifische Erfassung der emotionalen Belastung von SPs, wobei psychiatrische und nicht psychiatrische Rollen verglichen werden.
Methoden: Im Sommersemester 2024 und Wintersemester 2024/2025 erfolgt im deutschsprachigen Raum eine Online-Befragung von SPs im Alter von 18-70 Jahren, die in der Lehre von Medizinstudierenden Lehreinsätze haben. Die Rekrutierung erfolgt im Schneeballverfahren über den Simulationspersonenausschuss der deutschen Gesellschaft für medizinische Ausbildung (GMA) und das Referat Medizindidaktik der deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Nach informierter Einwilligung erfolgt eine quantitative und qualitative Erfassung durch einen Basisfragebogen (u.a. PHQ-D [1]) und die Erfassung der aktuellen einsatzbezogenen Belastung und Rahmenbedingungen des Einsatzes durch einen Einsatzfragebogen (u.a. ASS-SYM [2]).
Ergebnisse: In die vorläufige Auswertung des Sommersemesters wurden 94 Basisfragebögen und 110 Einsatzfragebögen einbezogen. Weder für die Subskalen noch für die Gesamtskalen des ASS-SYM zeigte sich ein Unterschied in der einsatzbezogenen Belastung beim Darstellen psychiatrischer und nicht psychiatrischer Rollen. Eine Regressionsanalyse lieferte Hinweise darauf, dass im Basisfragebogen erhobene Faktoren (Ausbildung, psychischer Gesundheitszustand) signifikante Prädiktoren für die einsatzbezogene Belastung, gemessen mit ASS-SYM darstellen. Die endgültigen Ergebnisse beider Semester, mit entsprechend höherer Fallzahl, liegen bislang nicht vor. Eine explorative Untersuchung des Einflusses von Risiko- und Schutzfaktoren mittels Korrelations- und Mediationsanalysen wird ergänzt.
Diskussion: Durch die vorliegende Studie kann beantwortet werden, welche Auswirkungen die Darstellung psychiatrischer sowie nicht psychiatrischer Krankheitsbilder für SPs mit sich bringt. Hieraus ergeben sich Implikationen um den Einsatz von SPs sicherer zu gestalten und um emotionale Belastung, vor allem beim Einsatz in der Psychiatrie, zu reduzieren.
Take Home Messages: Auf Grundlage der bisherigen Daten können keine Unterschiede in der einsatzbezogenen Belastung zwischen psychiatrischen und nicht psychiatrischen Rollen festgestellt werden.
Literatur
[1] Löwe B, Spitzer RL, Zipfel S, Herzog W. PHQ-D: Gesundheitsfragebogen für Patienten; Manual Komplettversion und Kurzform. New York: Pfizer; 2002.[2] Krampen G. Änderungssensitive Symptomliste zu Entspannungserleben, Wohlbefinden, Beschwerden-und Problembelastungen: ASS-SYM. Göttingen: Hogrefe; 2006.