Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Longitudinales Kommunikationscurriculum „Zahnarzt-Patienten-Kommunikation“: Erwerb kommunikativer Kompetenzen im Studium der Zahnmedizin gemäß der Approbationsordnung für Zahnärzte und Zahnärztinnen (ZApprO)
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Kommunikative Kompetenz ist essenziell für die zahnärztliche Berufsausübung und wird im Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Zahnmedizin (NKLZ) explizit adressiert http://www.nklz.de/kataloge/nklz/lernziel/uebersicht]. Dennoch sind Lehrangebote zur Zahnarzt-Patienten-Kommunikation an deutschen Hochschulen nicht flächendeckend etabliert und auch die Approbationsordnung für Zahnärzt*innen (ZApprO) schreibt keine verpflichtenden Kommunikationsseminare vor [1]. Vor diesem Hintergrund wurde an der Universität Bonn ein longitudinales Kommunikationscurriculum implementiert, das sich über alle drei Studienabschnitte mit jeweils einem Seminar erstreckt. Ziel dieser Untersuchung ist es, das Konzept systematisch zu erfassen und erste Erkenntnisse zur Akzeptanz durch die Studierenden zu gewinnen.
Methoden: Zur Analyse wurden Struktur und didaktische Methoden des Kommunikationscurriculums untersucht. Das Konzept umfasst pro Studienabschnitt ein verpflichtendes Seminar (1 SWS), das Präsenzveranstaltungen mit Vor- und Nachbereitungsaufgaben kombiniert. Die Vorbereitung erfolgt über den Kursraum Bonner Curriculum Kommunikation (BonnKomm) auf der Lehr-Lernplattform eCampus [2] und einschlägiger Literatur. Im ersten Abschnitt werden Grundlagen nach medizindidaktischen Methoden erarbeitet, bevor erste praxisnahe Rollenspiele folgen. In den späteren Studienabschnitten stehen die Rollenspiele im Vordergrund. Dabei kommen professionelle Simulationspersonen zum Einsatz, um authentische Gesprächssituationen realitätsnah nachzustellen. Die Fälle werden mit steigendem Studienfortschritt komplexer und im dritten Abschnitt um Beispiele aus den praktischen Kursen mit Patientenkontakt ergänzt. Die Seminare werden interdisziplinär von Lehrenden der Zahnmedizin durchgeführt. Die Evaluation erfolgte mit dem Kernfragebogen der Medizinischen Fakultät Bonn und ergänzenden Aussageitems. Die Erhebung kombinierte Likert-Items mit einer Freitextoption.
Ergebnisse: Die Studierenden bestätigen die Relevanz kommunikativer Kompetenzen in der zahnmedizinischen Praxis und teilen die Auffassung, dass das Seminar ihren Umgang mit Patienten positiv beeinflussen kann. Hervorgehoben wird der Einsatz von Simulationspersonen, die als realitätsnah wahrgenommen werden.
Diskussion: Das Seminar schließt eine Lücke in der zahnmedizinischen Ausbildung, da kommunikative Kompetenzen bislang wenig gewichtet wurden. Erste Evaluationen sind vielversprechend, erfordern jedoch weitere Kohorten und eine langfristige Analyse für belastbare Evidenz. Sollten derartige Seminare die kommunikativen Fähigkeiten angehender Zahnärzt*innen nachhaltig verbessern, wäre eine Integration in die Approbationsordnung zu erwägen. Eine Verankerung setzt jedoch eine sorgfältige wissenschaftliche Untersuchung voraus, die Prüfungsformate wie OSCEs einbezieht.
Literatur
[1] Bundesministerium der Justiz. Approbationsordnung für Zahnärzte und Zahnärztinnen (ZApprO). Verordnung über die Ausbildung zur Zahnärztin und zum Zahnarzt. Berlin: Bundesministerium für Justiz; 2019.[2] Medizinische Fakultät der Universität Bonn. BonnKomm – Bonner Longitudinales Curriculum Kommunikation. Bonn: Universität Bonn; 2023. Zugänglich unter/available from: https://www.medfak.uni-bonn.de/de/studium-lehre/lehrqualitaet/curriculumsentwicklung/bonnkomm