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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Methoden der praktischen Pflegeausbildung. Die Schulstation ein Thema der Vergangenheit?

Marlien Staffeldt 1
Sandy Kujumdshiev 1
1Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport, Gesundheitsfachberufe, Berlin, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Seit 2020 ist das pflegerische Ausbildungssystem in Deutschland generalistisch ausgerichtet, sodass alle angehenden Pflegekräfte die gleichen Einsatzbereiche haben. Für angehende Pflegekräfte, die nach dem zweisten Lehrjahr den pädiatrischen Zweig wählen bedeutet dies, dass sie weniger praktisches Wissen speziell in der pädiatrischen Versorgung erwerben können. Dies kann zu Unsicherheiten im Hinblick auf die praktische Abschlussprüfung und den Berufseinstieg führen. Diese Arbeit untersucht, ob eine sogenannte Schulstation, kurz vor den praktischen Abschlussprüfungen, dazu beitragen kann, Kompetenzlücken zu schließen. Die Schulstation beruht auf den Methoden des Teamgesteuerten und Selbstgesteuerten Lernens, welche darauf abzielen Aufgaben selbstständig, eigenverantwortlich, allein oder im Team zu meistern. Das Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden, welche Effekte die Schulstation auf die teilnehmenden Auszubildenden hat. Dafür wurden folgenden Fragen gestellt:

  • Fühlen sich Auszubildende durch die Schulstation besser auf die praktischen Prüfungen und den pflegerischen Alltag vorbereitet?
  • Welchen Effekt hat die Schulstation auf die Auszubildenden in Bezug auf die individuelle Entwicklung (pflegefachliche Kompetenzen) und auf die Kompetenz im Team zu arbeiten?

Methoden: Für die Beantwortung der Forschungsfragen wurde ein qualitativer Forschungsansatz mit einer Mixed-Method-Umfrage gewählt. Der Fragebogen hierfür besteht aus insgesamt 20 Fragen. 19 Fragen sind geschlossen und eine Frage ist offen gestellt. Als Referenzfragebogen wurde hauptsächlich der Fragebogen „Feedback-Instrument zur Rettungskräfte-Entwicklung (FIRE)“ [1] genutzt. Die Umfrage wurde unter ehemaligen Auszubildenden durchgeführt, die nach dem Ausbildungssystem bis 2020 gelernt haben und eine Schulstation während ihrer Ausbildung erlebt haben. Insgesamt wurde der Fragebogen 85-mal geöffnet und von 23 ehemaligen Auszubildenden abgeschlossen.

Ergebnisse: Die Umfrageergebnisse zeigen, dass sich die Teilnehmenden besser auf die praktischen Abschlussprüfungen und ihre berufliche Zukunft vorbereitet fühlen. Dies wird im Vorher-Nachher vergleich besonders deutlich. Die Teilnehmenden äußern auch, dass sie im Bereich Teamarbeit und eigenverantwortliches Arbeiten ihre Kompetenzen durch die Schulstation erweitern. Mit einem Mittelwert von M=1,7 (Skalenwerte 1=stimme vollkommen zu bis 7= Stimme gar nicht zu) stimmen die Teilnehmenden der Aussage zu, dass sie während der Schulstation viel gelernt haben.

Diskussion: Die Ergebnisse legen nahe, dass die Schulstation ein potenziell wertvolles Instrument zur Kompetenzförderung, Förderung der Selbstwirksamkeit und eine gute Vorbereitung für den Berufseinstieg angehender Pflegekräfte darstellt. Um die genauen Effekte der Schulstation zu untersuchen, sind jedoch weiterführende und umfangreichere Studien erforderlich. Eine Testimplementierung in der generalistischen Ausbildung sollte angestrebt werden.


Literatur

[1] Schulet N, Babiel S, Messinger M, Thielsch M. Feedback-Instrument zur Rettungskräfte-Entwicklung (FIRE). Mannheim, Köln: GESIS – Leibnitz-Institut für Sozialwissenschaften; 2019. DOI: 10.6102/zis268