Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Immersives Training von Teamkommunikation und Schlaganfallbehandlung mittels Virtueller Realität in der studentischen Lehre
2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Sektion Neurologische Schmerzforschung und -therapie, Kiel, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Schlaganfälle stellen weltweit die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen und die zweithäufigste Todesursache dar [1]. Auch wenn Schlaganfälle mit Thrombolyse und Thrombektomie inzwischen behandelbar worden sind und die klassischen Zeitfenster zugunsten einer erweiterten Bildgebung in den Hintergrund treten [2], ist die Prognose von einer raschen Erkennung und nahtloser interdisziplinärer Zusammenarbeit abhängig und komplexer werdenden Entscheidungen geprägt. Ein gemeinsames, interdisziplinäres Verständnis und gute Teamkommunikation sind essentiell, wobei Neurophobie ein relevantes Hindernis in der neurologischen Lehre darstellt [3]. Wir untersuchen den Einfluss einer Mehrspieler-Simulation in der Virtuellen Realität (VR) auf Abläufe und Teamkommunikation im Vergleich zur klassischen Simulation-basiertem Lernen (SBL) bei Studierenden sowie den Abbau von Neurophobie.
Methoden: Studierenden wird mittels Flipped Classroom zunächst der theoretische Hintergrund der Pathophysiologie, klinischen Untersuchung, Diagnostik sowie Therapiekonzepte der Schlaganfallversorgung vermittelt. Nach einem Eingangstest trainieren Studierende in Kleingruppen von vier Personen. Sie nehmen einer der Rollen Patient*in, Schockraumpflege, Neurolog*in und Radiolog*in ein, die Schlaganfallversorgung mittels VR (Intervention) und SBL (Kontrolle). Im Anschluss an die Simulationen erfolgt ein Peer-Debriefing. Vor und nach der Simulation werden Wissensstand, Selbsteinschätzung in der Behandlungssicherheit und Hemmnisse in der Neurologie mittels validierter Fragebögen (3) gemessen.
Ergebnisse: Wir präsentieren das Konzept der VR-Simulation, sowie Möglichkeiten zur Vorbereitung und eines Peer Debriefings zum Erlernen von Standardvorgehensweisen beim Schlaganfall als Modellerkrankung für zeitkritische und interdisziplinäre Situationen. Erste Ergebnisse aus der laufenden Rekrutierung werden präsentiert.
Diskussion: VR bietet das Potenzial, immersive, standardisierte und realistische Simulationen zu entwickeln, die ansonsten schwierig und teuer zu realisieren sind, insbesondere in der Notfallmedizin, das Interesse bei Studierenden zu steigern und Neurophobie abzubauen. Auftretende Probleme und konzeptuelle Weiterentwicklungen für Folge-Simulationen werden diskutiert.
Take Home Messages:
- Schlaganfälle sind zeitkritische Notfälle interdisziplinärer Relevanz.
- Neurophobie ist ein Hindernis der neurologischen Lehre und Schlaganfallversorgung.
- VR kann eine technische Unterstützung für standardisierte Simulationen geben.
- Aufwändige Simulationen können mittels VR mit geringerem Aufwand durchgeführt werden.
Literatur
[1] GBD 2021 Nervous System Disorders Collaborators. Global, regional, and national burden of disorders affecting the nervous system, 1990-2021: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2021. Lancet Neurol. 2024;23(4):344-81. DOI: 10.1016/S1474-4422(24)00038-3[2] Hilkens NA, Casolla B, Leung TW, de Leeuw FE. Stroke. Lancet. 2024;403(10446):2820-2836. DOI: 10.1016/S0140-6736(24)00642-1
[3] Han F, Zhang DD, Zhang Y, Zhou LX, Zhu YC, Ni J. Prevalence of neurophobia among medical students and young doctors: a systematic review and meta-analysis. BMC Med Educ. 2024;24(1):1286. DOI: 10.1186/s12909-024-06303-3