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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Sexuelle Belästigung im Medizinstudium in Deutschland – Ergebnisse einer deutschlandweiten Querschnittsstudie

Sabine Drossard 1
Michelle Förstel 2
Maximilian Vogt 3
1Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Würzburg, Deutschland
2Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd), Berlin, Deutschland
3TU Dresden, Carus Lernzentrum, Dresden, Deutschland

Text

Zielsetzung: Sexuelle Belästigung im Medizinstudium ist ein ernstes und weit verbreitetes Problem, das die psychische Gesundheit und berufliche Entwicklung von Studierenden beeinträchtigen kann. Trotz einzelner lokaler Studien gibt es bisher keine flächendeckende Erhebung zu Prävalenz, Kontext und Auswirkungen dieses Phänomens im deutschen Medizinstudium. Die vorliegende Arbeit möchte diese Lücke schließen.

Methoden: Eine Online-Befragung wurde in Kooperation mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) an alle Medizinstudierenden in Deutschland verteilt, um Erfahrungen mit sexueller Belästigung, den betroffenen Personen und den Kontext der Vorfälle zu erheben. Zusätzlich wurden Fragen zu psychischen Auswirkungen und beruflichen Konsequenzen gestellt.

Ergebnisse: 5.681 Studierende aus 44 Standorten nahmen teil (Median pro Standort: 83). 42,1% der Studierenden berichteten von sexueller Belästigung, mit einer Zunahme von der Vorklinik (29,8%) über die Klinik (46.8%) bis zum PJ (66%). Besonders betroffen waren weibliche Studierende. Häufigste Täter*innen waren Patient*innen (93,8%), Kommiliton*innen (69,2%) sowie Fach- und Oberärzt*innen (64,1%). 64,9% der Betroffenen erlebten Belästigung in der Chirurgie. Etwa 50% der Betroffenen gaben an, dass sexuelle Belästigung ihre Berufswahl beeinflusst.

Diskussion: Sexuelle Belästigung betrifft die Mehrheit der Medizinstudierenden in Deutschland und hat weitreichende Auswirkungen. Die durch diese Arbeit vorgelegten deutschlandweiten Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit, Präventionsmaßnahmen und gezielte Interventionen auf institutioneller Ebene zu verstärken, um ein sicheres und respektvolles Lernumfeld zu schaffen.