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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Interdisziplinäre Hospitationen von Medizinstudierenden in der Sozialen Arbeit – Erfahrungen aus der sozialmedizinischen Lehre

Kathleen Denny 1
Theresa Herrmann 2
Janka Massag 2
Henry Papon 2
Laura Rebecca Pfrommer 2
Amand Führer 2
1Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Allgemeinmedizin, Halle (Saale), Deutschland
2Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik (IMEBI), Halle (Saale), Deutschland

Text

Zielsetzung: Im klinischen Alltag muss ärztliches Personal neben den individuellen Umständen der Krankheit auch die Lebensbedingungen der Patient*innen berücksichtigen und therapeutische Ansätze entsprechend anpassen. Häufig ergibt sich daraus, dass andere Professionen in die Behandlung eingebunden werden müssten, z. B. Sozialarbeitende. Deren Arbeitsbereich ist ärztlichem Personal aber oft nur unzureichend bekannt, sodass selten eine Vernetzung besteht. Um diese Lücke in der Ausbildung zu schließen, haben wir die Lehre im Fach Sozialmedizin um eine mind. 90-minütige Hospitation in der Sozialen Arbeit erweitert. Die Hospitation wurde im Seminar nachbesprochen und anschließend in einer Hausarbeit als Leistungsnachweis reflektiert.

Methoden: Zur Evaluation der Hospitation wurden die Studierenden am Semesterende per Online-Umfrage zur Lehrveranstaltung, ihren Hospitationserfahrungen und den erzielten Lernerfolgen befragt. Parallel dazu wurden die Hospitationsstellen selbst zur Hospitation befragt.

Ergebnisse: Von insgesamt 220 im Semester eingeschriebenen Studierenden beantworteten 72 Studierende die Umfrage. Der Großteil der Befragten (78%) fand die Idee, eine Hospitation in die sozialmedizinische Lehre zu integrieren „gut“ oder „sehr gut“. Etwas über die Hälfte (53%) sah durch die Hospitation einen großen oder sehr großen, weitere 37,5% einen kleinen Lerneffekt. Die Mehrheit der Befragten (51%) hielt den zeitlichen Rahmen der Hospitation für angemessen, während 22% eine längere Hospitation bevorzugt hätten. Für 49% der Befragten war dies der erste Kontakt zur Sozialen Arbeit, 21% hatten durch einen Freiwilligendienst bereits Kontakt, 28% auf anderen Wegen. Im Durchschnitt bewerteten die Befragten die Hospitation mit der Schulnote 2,3, die Gesamtveranstaltung (Seminar, Vorlesung, Hospitation und Hausarbeit) mit 2,4.

Als Herausforderungen wurde genannt, dass bei 17% der Befragten während der Hospitation keine Klient*innen in der Beratungsstelle waren, was den Lerneffekt minderte. Weitere 36% gaben an, dass ihre Rolle während der Hospitation unklar war und sie sich überflüssig fühlten.

Die Beratungsstellen schätzten den organisatorischen Aufwand für die Hospitationen als gering ein und bewerten sie insgesamt als sehr gut (58%) oder gut (42%).

Diskussion: Eine Hospitation in der Sozialen Arbeit im Medizinstudium zu etablieren, ist mit Aufwand verbunden, organisatorisch aber machbar. Das Lernziel, eine größere Vernetzung zwischen Medizin und Sozialer Arbeit herzustellen, wird dabei für die meisten Studierenden erreicht. Eine engere Abstimmung mit den Hospitationsstellen könnte die Lernerfolge weiter verbessern.

Take Home Message:

  • Medizinstudierende sehen in einer Hospitation in der Sozialen Arbeit mehrheitlich einen großen bzw. sehr großen Lerneffekt.
  • Genauere Absprachen mit den Hospitationsstellen könnten dazu beitragen, die Erwartungen der Studierenden besser zu erfüllen und deren Rolle vor Ort klarer zu definieren.