Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
„Interprofessionelle Fallbesprechung im Reha-Team“ – Pilotierung und Evaluation einer interprofessionellen rehabilitationsbezogenen Lehrveranstaltung für bis zu zehn Berufsgruppen des Reha-Teams
2Universitätsmedizin Halle, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Dorothea-Erxleben Lernzentrum, Halle (Saale), Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Obwohl Teams in der medizinischen Rehabilitation aus vielen unterschiedlichen Professionen bestehen, fehlen bisher interprofessionelle rehabilitationsbezogene Lehrkonzepte (Reha-IPL) für relevante Berufsgruppen des Reha-Teams. Ziel ist die Entwicklung eines flexiblen Lehrkonzepts für eine Lehrveranstaltung (LV) mit potenziell Reha-relevanten Berufsgruppen, das die Teilnahme verschiedener Konstellationen der beteiligten Berufsgruppen ermöglicht und so den Transfer an andere Standorte fördert.
Methoden: Basierend auf Feedback der bisher durchgeführten Reha-IPL „Reha- und Entlassmanagement“ sowie Ergebnissen einer qualitativen Expert*innen-Befragung [1] wurde in Kooperation mit Lehrverantwortlichen aller teilnehmenden Berufsgruppen ein Konzept für eine Reha-IPL entwickelt [2]. Die LV wird mithilfe des UWE-IP-Fragebogen [3] in einer Prä-Post-Erhebung evaluiert, einmal zu Beginn der LV (T0) sowie zwei Wochen nach Ende der LV (T1).
Ergebnisse: Das Ergebnis der Konzeption ist die Reha-IPL „Interprofessionelle Fallbesprechung im Reha-Team“ im Umfang von zweimal zwei Stunden (Blockveranstaltung), die in drei Durchgängen mit jeweils ca. 30 Lernenden im Mai 2025 durchgeführt wird. Die Pilotierung der LV erfolgt unter der Beteiligung der folgenden sechs Professionen: Studierende der Humanmedizin, evidenzbasierten Pflege und Sprechwissenschaften sowie Auszubildende der Pflege, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Für Lernende aus weiteren Fachrichtungen (Soziale Arbeit, Psychotherapie, Ernährungswissenschaft) gibt es aufgrund terminlicher Probleme die Überlegung einer späteren Einbindung. Die LV wird gemeinsam mit dem Dorothea-Erxleben-Lernzentrum Halle umgesetzt.
Der Fokus der LV liegt auf dem Kennenlernen der jeweiligen Berufsgruppen und ihrer Rollen in der Rehabilitation sowie der gemeinsamen Informationsweitergabe und Entscheidungsfindung im Reha-Team. Dies erfolgt anhand von Fallvignetten realer Patient*innen, aus der kardiologischen, onkologischen und neurologischen Rehabilitation, die in IP-Kleingruppen diskutiert werden, um anschließend eine gemeinsame Reha- und Therapie-Ziele zu entwickeln. Das Konzept ist flexibel anpassbar für unterschiedliche Konstellationen beteiligter Berufsgruppen.
Die Ergebnisse der Lehrevaluation werden ab Juni 2025 vorliegen.
Diskussion: Für die Vorbereitung des Nachwuchses auf die spätere Zusammenarbeit, u.a. im Reha-Team, ist ein frühzeitiges Kennenlernen von Bedeutung. Die Einbindung der unterschiedlichen Berufsgruppen des Reha-Teams in eine gemeinsame LV gestaltet sich aufgrund der stark unterschiedlichen Rahmenbedingungen als sehr herausfordernd, besonders hinsichtlich der Vereinbarkeit der Stundenpläne von Studierenden und Auszubildenden. Die geplante Pilotierung und Evaluation mit Lernenden aus sechs Berufsgruppen wird erste Ergebnisse liefern, ob eine LV mit diesem Umfang und Teilnehmenden-Kreis sinnvoll umsetzbar ist.
Literatur
[1] Zimmer JM, Rechlin K, Retznik L, Meyer-Feil T. „Bewusstsein für die anderen Berufsgruppen schaffen“: Interprofessionelle rehabilitationsbezogene Lehre aus Sicht von Lehrverantwortlichen und Klinikern. DRV-Schriften. 2024;130:150-152.[2] Rechlin K, Zimmer JM, Meyer-Feil T. „Erstmal überhaupt wissen, was die anderen Berufsgruppen machen“ - Konzeption einer interprofessionellen rehabilitationsbezogenen Lehrveranstaltung für die Berufsgruppen des Reha-Teams. In: Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Fribourg (CH), 05.-09.08.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV-24-02. DOI: 10.3205/24gma093
[3] Mahler C, Berger S, Pollard K, Krisam J, Karstens S, Szecsenyi J, Krug K. Translation and psychometric properties of the German version of the University of the West of England Interprofessional Questionnaire (UWE-IP). J Interprof Care. 2017;31(1):105-109. DOI: 10.1080/13561820.2016.1227964