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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Das Mentorium Allgemeinmedizin – Zukunft Hausarzt: Ein innovatives Modellprojekt zur Förderung der allgemeinmedizinischen Ausbildung

Marius Gebauer 1
Sandra Hamacher 1
Jana Mariella Lork 2
Jürgen in der Schmitten 1
Martina Heßbrügge 1
1Universitätsklinikum Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland
2Universität Duisburg-Essen, LVR-Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Das Mentorium Allgemeinmedizin (MAM) wurde an der Universität Duisburg-Essen initiiert, um die allgemeinmedizinische Ausbildung praxisnah und interdisziplinär zu ergänzen. Es bietet Medizinstudierenden aller Fachsemester frühzeitige Einblicke in das breite Spektrum der Allgemeinmedizin, stärkt ihre praktischen sowie theoretischen Kompetenzen und fördert durch die aktive Einbindung verschiedener Gesundheitsberufe die interprofessionelle Kooperation.

Methoden: Das MAM wird während der Vorlesungszeit als freiwilliges, extracurriculares Angebot durchgeführt. Die Veranstaltungen werden von Lehrenden des Instituts für Allgemeinmedizin sowie von externen Expert*innen wie niedergelassenen Hausärzt*innen und Physiotherapeut*innen geleitet. Das von Lehrenden und Studierenden partizipativ gestaltete Programm umfasst interaktive Workshops, praxisorientierte Fallbesprechungen und Skills-Trainings, die sich thematisch den CanMed Rollen [1] anlehnen, teilweise aber auch Fenster zu benachbarten Disziplinen oder Professionen abseits der Allgemeinmedizin öffnen. Zur Evaluation werden Anmeldedaten sowie standardisierte Evaluationsbögen genutzt, um subjektive Lernfortschritte und berufliche Orientierungen zu erfassen.

Ergebnisse: Das MAM wurde erstmalig im Jahr 2014 etabliert, seit dem Sommersemester 2021 haben N=740 Studierende die Veranstaltung besucht, dabei waren N=243 (32,8%) Teilnehmende männlich und N=497 (67,2%) weiblich. Die Teilnehmenden befanden sich im Mittel im 10. Studiensemester. Bisherige Evaluationsergebnisse zeigen eine Steigerung des Interesses an der Allgemeinmedizin sowie eine Verbesserung praktischer und kommunikativer Fähigkeiten. Zudem intensivierte sich die Auseinandersetzung mit differentialdiagnostischen Fragestellungen und der Versorgungsrealität in der Allgemeinmedizin.

Diskussion: Die konstant hohe Teilnahmequote spricht für eine ausgeprägte intrinsische Motivation der Studierenden. Das MAM stellt ein didaktisch wertvolles Modellprojekt dar, das nicht nur die allgemeinmedizinische Ausbildung bereichert, sondern auch die interprofessionelle Zusammenarbeit stärkt. Da viele für das hausärztliche Handeln relevanten Aspekte im regulären Curriculum oft nur begrenzt vermittelt werden, bietet das MAM eine wertvolle Möglichkeit zur strukturierten Vertiefung. Einschränkend ist anzumerken, dass die absolut gesehen kleine Teilnehmerzahl aus allen Semestern eine positive Selektion besonders engagierter Studierender repräsentiert. Künftige Studien sollten untersuchen, inwieweit eine Teilnahme am MAM langfristig die Wahl der Allgemeinmedizin als Karriereweg beeinflusst.

Take Home Message: Das MAM erweitert die universitäre Lehre durch praxisnahe, interdisziplinäre und extracurricular strukturierte Angebote im Framework der CanMed Rollen [1]. Es fördert die fachlichen und praktischen Kompetenzen der Studierenden und stärkt durch interprofessionelle Vernetzung das Verständnis für die hausärztliche Versorgung.


Literatur

[1] Frank JR. The CanMEDS 2005 physician competency framework. Ottawa: Royal College of Physicians and Surgeons of Canada and Associated Medical Services Inc; 2005. Zugänglich unter/available from: https://www.ciperj.org/imagens/canmed2005.pdf