Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Professional Identity Formation im Medizinstudium: Erfahrungen aus einem curricularen Seminar für Erstsemesterstudierende
Text
Zielsetzung: Ein*e gute*r Arzt/Ärztin zu werden, erfordert die Verbindung von persönlichen Werten, professioneller Haltung sowie kommunikativen, sozialen und fachlichen Kompetenzen [1]. Ein Curriculum, das neben medizinischer Expertise auch die persönliche Entwicklung fördert, bildet Ärzt*innen aus, die fachlich versiert und ethisch verantwortungsvoll, empathisch und reflektiert handeln. Das Seminar Professional Identity Formation bietet Studierenden die Möglichkeit, anspruchsvolle Interaktionen im Gesundheitswesen, ethische Entscheidungen und die Bedeutung der eigenen Verantwortung bewusst zu reflektieren sowie zentrale Aspekte der beruflichen Identität zu formen.
Methoden: Das Seminar Professional Identity Formation ist eine curriculare Lehrveranstaltung im Rahmen von EKM/BFE für das gesamte 1. vorklinische Semester. Die Lernziele bestehen darin, das Konzept der Professional Identity Formation bereits zu Studienbeginn kennen zu lernen, in den Austausch über unterschiedliche Facetten der ärztlichen professionellen Identität zu kommen sowie die eigene professionelle Identität zu reflektieren. Die Semesterkohorte wurde in acht Gruppen à circa 15 Personen aufgeteilt, um eine bestmögliche Seminargröße für eine geschützte Diskussions- und Reflexionsatmosphäre zu schaffen. Pro Seminargruppe waren auch zwei Tutor*innen anwesend, die die Perspektive aus höheren Fachsemestern einbrachten. Insgesamt wurde das Seminar an acht Terminen im WiSe 24/25 durchgeführt.
Ergebnisse: Die Lehrveranstaltung stieß bei den Beteiligten auf positive Resonanz, insbesondere, da das Konzept der Professional Identity Formation für die Studierenden sowie Tutor*innen größtenteils neu war. Hervorgehoben wurde in den Rückmeldungen auch die Platzierung im 1. Semester, da das Seminar die größtenteils naturwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen kontrastiert und die Studierenden von Studienbeginn an für die Ausbildung ihrer professionellen Identität sensibilisiert werden.
Diskussion: Erstsemesterstudierende zusammen mit Tutor*innen aus höheren Semestern am Seminar teilnehmen zu lassen, erwies sich als gewinnbringend, da sich die Perspektiven und Erfahrungen gut ergänzten. Im Hinblick auf die Entwicklung einer professionellen Identität fungierten die Tutor*innen in diesem Kontext für die Studienanfänger*innen als Rollenmodell. Mit der Herausforderung, dass die Erstsemesterstudierenden noch keine curricular vorgesehenen praktischen Erfahrungen im Klinikalltag aufweisen, konnten die Teilnehmenden gut umgehen und Erfahrungen einbringen, die sie z.B. im Pflegepraktikum oder FSJ gesammelt haben.
Take Home Message: Die Medizinische Fakultät Münster legt neben der fachlichen medizinischen Ausbildung und der Entwicklung kommunikativer/sozialer Kompetenzen einen besonderen Fokus auf die curriculare Förderung der professionellen Identitätsbildung. Das beschriebene Seminar ist ein individueller Bestandteil dieses Konzepts und legt Grundlagen für weitere PIF-bezogene Angebote in höheren Semestern.