Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Nutzungsverhalten der mobilen Lernapp „eSquirrel“ unter Medizinstudierenden: Eine quasi-experimentelle Beobachtungsstudie
2Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, Würzburg, Deutschland
3Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Würzburg, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: In den Sommersemestern 2023 und 2024 wurde an der Universität Würzburg die Nutzung der mobilen Lern-App „eSquirrel“ zur Prüfungsvorbereitung im Fach „Hygiene, Mikrobiologie & Virologie“ unter Medizinstudierenden untersucht. Verschiedene Nutzungsgruppen wurden anhand ihres Nutzungsverhaltens identifiziert und hinsichtlich Personenmerkmale, Nutzungserleben, Prüfungserfolg und Akzeptanz mobilen Lernens charakterisiert.
Methoden: Ein App-Lernkurs wurde begleitend zum Fach-Curriculum entwickelt. Dieser umfasste prüfungsrelevante Kapitel mit interaktiven Aufgaben und integrierter Gamifizierung. Objektive App-Nutzungsdaten wurden durch eine Befragung zum Nutzungserleben ergänzt. Im Sommersemester 2024 korrelierten wir zudem App-Daten und Prüfungsergebnisse.
Ergebnisse: Unter den 110 Nutzenden wurden drei Clustergruppen identifiziert:
- Kontinuierliche Nutzung: Pragmatische Lernstrategie, niedrige Nutzungszufriedenheit.
- Prüfungsnahe Intensivierung: Tiefgründige Lernstrategie, motiviert mit größter Zufriedenheit.
- Intensivnutzung zu Semesterbeginn: Längste und erfolgreichste Nutzung, hohe Zufriedenheit, starker Fokus auf das Lernergebnis, geringere intrinsische Motivation.
App-Nutzende erzielten signifikant bessere Prüfungsergebnisse als Nicht-Nutzende (x̄=2,32 vs. 2,80; p=0,031). Demographische Unterschiede konnten als Ursache für das bessere Prüfungsergebnis der Nutzenden ausgeschlossen werden. Eine Korrelation mit M1-Ergebnissen deutet einen erhöhten Anteil leistungsstarker Studierender unter den Nutzenden an. Die App wurde insgesamt positiv bewertet, wobei der Spaßfaktor zentral war. Nutzende zeichneten sich durch einen stärken Fokus auf das Lernergebnis sowie eine höhere Studienzufriedenheit aus und waren insgesamt zufriedener mit der App. Nicht-Nutzende hingegen priorisierten Lernzufriedenheit und waren mit der App weniger zufrieden.
Diskussion: Die Studie zeichnet sich durch eine hohe Datenqualität aus, da die Nutzung anhand vielseitiger Parameter unter realen Bedingungen erfasst wurde. Unterschiedliche Lerntypen werden von der App angesprochen. Unklar bleibt, ob die App-Nutzung kausal mit besseren Prüfungsergebnissen verbunden ist oder ob leistungsstarke Studierende die Nutzung bevorzugen. Korrelationen mit den Physikum-Ergebnissen deuten auf einen überproportionalen Anteil leistungsstarker Studierender unter den Studienteilnehmenden hin. Digitale Lernangebote sollten neben dem Lernergebnis auch positive Nutzungserfahrungen (insb. Spaß) fördern und an unterschiedliche Lernstrategien angepasst werden.
Take Home Messages: Der App-Kurs wurde unter Umsetzung verschiedener Lernstrategien gut angenommen und die Nutzung ging mit besseren Prüfungsergebnissen einher. Leistungsstarke Studierende waren unter den Nutzenden überproportional vertreten. Der Faktor „Spaß“ erwies sich als zentral für die App-Akzeptanz. Die präzise Erfassung des realen Lernverhaltens kombiniert mit persönlichen Merkmalen führt zu einer hohen Datenqualität.