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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Einflussfaktoren auf neue Lehr-Lernkonzepte in gesundheitswissenschaftlichen Studiengängen an privaten Hochschulen in Deutschland (BMBF-Projekt ELLpH)

Manfred Fiedler 1
Jan-Hendrik Ortloff 1
Daniela Schmitz 1
1Universität Witten/Herdecke, Juniorprofessur für Innovative und Digitale Lehr- und Lernformen in der Multiprofessionellen Gesundheitsversorgung, Witten, Deutschland

Text

Hintergrund/Problem: Private Hochschulen erleben einen Bedeutungszuwachs in der akademischen Aus-, Fort- und Weiterbildung, sind in der deutschen Hochschulforschung aber noch unzureichend untersucht [1]. Bisherige Forschung weist privaten Hochschulen u.a. eine schnellere Anpassung von Lehr-Lernkonzepten an Bedarfe von Studierenden und potenziellen zukünftigen Arbeitsfeldern zu.

Fragestellung/Ziel: Gegenstand des aus 3 Teilprojekten bestehenden BMBF-Projekts der Universität Witten/Herdecke & TU Dortmund sind Einflussfaktoren auf Lehr-Lernkonzepte insbesondere mit Blick auf die Rolle von Lehrenden und Studiengangsleitungen. Fragestellung des hier erörterten Teilprojekts sind die besonderen Prozesse der Implementierung, Durchsetzung und Weiterentwicklung innovativer Lehr-Lernkonzepte an den untersuchten privaten Hochschulen.

Methoden: Das Projekt verfolgt einen Multimethoden-Ansatz, bestehend aus einer zweistufigen Dokumentenanalyse [2], deren Ergebnisse die Grundlage für leitfadengestützte qualitative Interviews mit Lehrenden und Studiengangsleitungen bilden. Untersucht wurden in der ersten Phase die Webseiten von insgesamt 17 privaten Hochschulen auf der Grundlage der Kategorien des Wissenschaftsrats mit Fokus auf die Studienangebote im Fachgebiet Gesundheit/Medizin. Daran schloss sich die Analyse von 32 Modulhandbüchern anhand einer Kodiermatrix aus den Empfehlungen des Wissenschaftsrats, fachverbandlichen Empfehlungen sowie auf der Grundlage fachdidaktischer Standards.

Ergebnisse: Das Angebot an digitalen und berufsbegleitenden Studiengängen weist auf eine hohe Flexibilität der Studienorganisation hin. Während Campushochschulen spezifische Modulhandbücher aufweisen und auch im Rahmen des Präsenzstudiums diverse Lehr-Lernkonzepte identifizierbar sind, sind die Modulhandbücher von Digitalen Campus- oder Verbundhochschulen hoch formalisiert, lassen aber gleichzeitig eine beschränkte Vielfalt von Lehr-Lernkonzepten erkennen. Außerhalb von Campushochschulen spielt Peer-to-Peer-Lernen eine geringere Rolle. Interdisziplinäres und interprofessionelles Lernen ist wenig relevant. Praxislernen und Praxisinhalte sind wichtig, jedoch ist ihre faktische Umsetzung in der Lehrpraxis durch die Dokumentenanalyse nicht konkretisierbar.

Diskussion: Die typische private Hochschule gibt es nicht. Die Besonderheiten der Studienangebote, die Organisation des Lehrbetriebs und die jeweiligen Adressat*innen der Angebote lassen eine sehr heterogene Landschaft erkennen. Bei digitalen Studiengängen lässt der sehr hohe Anteil von Selbstlernphasen, der ausweislich der Modulhandbücher in einzelnen Modulen bis 99% beträgt, eine Beschränkung von Lehr-Lernkonzepten erkennen. Multimodale Konzepte des Lehrens und Lernens sind vermutlich von besonderer Bedeutung. Unzweifelhaft ermöglichen private Hochschulen eine große Vielfalt von Zugängen zum Studium. Es ist in der weiteren Forschung zu klären, wie sich dieses in der praktischen Umsetzung der Lehr-Lernkonzepte realisiert.


Literatur

[1] Herrmann S. Private Hochschulen in Deutschland (Dissertation). München: LMU München; 2021.
[2] Hoffmann N. Dokumentenanalyse in der Bildungs- und Sozialforschung: Überblick und Einführung. 1. Auflage. Weinheim, Basel: Beltz Juventa; 2018.