Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Die Arzneistoffliste für Medizinstudierende – was soll für welche Arzneistoffe in welcher Tiefe erlernt werden?
2Justus-Liebig-Universität, Rudolf-Buchheim-Institut für Pharmakologie, Gießen, Deutschland
3Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland, Lehre und Ausbildung, Berlin, Deutschland
4Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, Institut für Gesundheitswissenschaftliche Ausbildungsforschung, Neuruppin, Deutschland
5Charité – Universitätsmedizin Berlin, Geschäftsbereich IT, LOOOP-Projekt, Berlin, Deutschland
Text
Die Arzneimitteltherapiesicherheit beschreibt die Gesamtheit der Maßnahmen zur Gewährleistung eines optimalen Medikationsprozesses mit dem Ziel, Medikationsfehler und damit vermeidbare Risiken für den Patienten bei der Arzneimitteltherapie zu verringern [1]. Untersuchungen haben gezeigt, dass etwa fünf Prozent aller Krankenhauseinweisungen durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen bedingt sind und etwa 25% dieser Fälle vermeidbar wären [2], [3].
Damit kommt der indikationsgerechten Verordnung und Dosierung bei besonderen Therapiegegebenheiten (u.a. eingeschränkte Organfunktion, Wechselwirkungen mit weiteren Arzneistoffen oder Nahrungsmitteln) eine besondere Bedeutung zu.
Die überarbeitete und kürzlich veröffentlichte Arzneistoffliste V2.0 von MFT und IMPP umfasst 472 Arzneistoffe und 25 Impfstoffgruppen [https://www.impp.de/pruefungen/allgemein/gegenstandskataloge.html], [https://nklm.de/zend/menu]. Diese Liste bildet einen transparenten Rahmen für die Arzneistoffe, die im Rahmen der ärztlichen Ausbildung erlernt werden sollen und im M2 Staatsexamen geprüft werden können. Wünschenswert ist auch eine Priorisierung von Arzneistoffen, für die spezielles Handlungs- und Begründungswissen von Absolvent*innen erwartet wird (z.B. Dosierungen, Dosisanpassungen, Kontraindikationen, Drug Monitoring).
Lernziel: Am Ende des Workshops können die Teilnehmer*innen
- Ziel und Nutzen einer Arzneistoffliste erklären und reflektieren,
- die wesentlichen Strukturmerkmale der neuen Arzneistoffliste (IMPP/MFT) erläutern und die Liste kontextbezogen anwenden,
- die Bedeutung einer Priorisierung von Arzneistoffen für den Lehr-, Lern- und Prüfungskontext erfassen und mögliche Kriterien für eine Priorisierung von Arzneistoffen ableiten,
- Kriterien für eine Priorisierung von Arzneistoffen an praktischen Beispielen anwenden.
Ablauf der Veranstaltung mit Zeitplan inkl. eingesetzter didaktischer Methoden:
1. Einführung ins Thema (25 Minuten):
- Vorstellungsrunde mit Erwartungsabfrage (10 Minuten)
- Impulsreferat (Arzneistoffliste, internationalen Beispiele für Priorisierung) (15 Minuten)
2. Brainstorming (15 Minuten):
- Rahmenbedingungen zur Priorisierung von Arzneistoffen in Lehre und Prüfungen
- Sammlung von möglichen Priorisierungsgruppen und von Wissensdomänen und Kompetenzen
- Kriterien für mögliche Kategorien zur Priorisierung von Arzneistoffen
3. Thematische Analyse (95 Minuten):
- Bündelung der Vorschläge und Erarbeitung von drei Arbeitsaufträgen für Kleingruppenarbeit (10 Minuten)
- Bildung von drei Kleingruppen
4. Pause (10 Minuten)
5. Phase der Kleingruppenarbeit:
- Kleingruppenarbeit mit Coaching: jeweils Ausarbeitung der Arbeitsaufträge und Vorbereitung einer kurzen Präsentation im Plenum (75 Minuten) ggf. Wechsel nach 20 Minuten mit kurzer Übergabe
6. Präsentation und Diskussion (45 Minuten):
- Vorstellung der Ergebnisse der Kleingruppen (je ca. 5 Min) sowie Diskussion (je ca. 10 Minuten)
Zielgruppe: Ärzt*innen sowie weitere Fakultätsangehörige mit Interesse an der Vermittlung pharmakologischer und pharmakotherapeutischer Lehrinhalte sowie deren Prüfung (u.a. Biochemie, Physiologie, Allgemeine und Spezielle Pharmakologie, klinischen Pharmakologie, Notfallmedizin, ambulante Medizin, Schmerztherapie)
Vorbereitung: Auseinandersetzung mit der Arzneistoffliste V2.0
References
[1] Aly AF. Ein „Was ist Was“ der Sicherheit. Ärzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. 2014. Zugänglich unter/available from: https://www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/Kommission/Presse/DAe/20141031.pdf[2] Schurig AM, Böhme M, Just KS, Scholl C, Dormann H, Plank-Kiegele B, Seufferlein T, Gräff I, Schwab M, Stingl JC. Adverse Drug Reactions (ADR) and Emergencies. Dtsch Arztebl Int. 2018;115(15):251-258. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0251
[3] Just KS, Dormann H, Böhme M, Schurig M, Schneider KL, Steffens M, Dunow S, Plank-Kiegele B, Ettrich K, Seufferlein T, Gräff I, Igel S, Schricker S, Jaeger SU, Schwab M, Stingl JC. Adverse Drug Reactions in the Emergency Department: Is There a Role for Pharmacogenomic Profiles at Risk?-Results from the ADRED Study. J Clin Med. 2020;9(6):1801. DOI: 10.3390/jcm9061801