Logo

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Studierendenauswahl 1: Fairness und Widening Participation

Wolfgang Hampe 1
Oana Gröne 1
1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, AG Auswahlverfahren, Hamburg, Deutschland

Text

Fünf Jahre nach der Reform der Studierendenauswahlgesetze sollten die Medizinischen Fakultäten überprüfen, ob die von ihnen gewählten Auswahlkriterien ihre Ziele für die Zusammensetzung der Studierendenschaft erfüllen. Die Auswahlsatzungen aller Fakultäten müssen in den nächsten Monaten wegen der geplanten Zusammenlegung der Studieneignungstests TMS und HAM-Nat geändert werden, wobei auch die Auswahlkriterien angepasst werden können. Als Entscheidungsgrundlage wollen wir in zwei Symposien mit den Fakultäten den Stand der Forschung

  1. zur Fairness der Auswahlkriterien und
  2. zu Kriterien zur Messung persönlicher und sozialer Kompetenzen

diskutieren.

Wie fair ist die aktuelle Praxis der Studierendenauswahl in der Medizin? Ein wichtiges politisches Ziel ist eine gute Gesundheitsversorgung der gesamten Gesellschaft durch die ausgebildeten Ärzt*innen, was durch die Repräsentation wesentlicher Gesellschaftsgruppen in der Ärzteschaft gefördert wird. Bei der Auswahl zukünftiger Ärzt*innen müssen die Fakultäten neben der Abiturleistung auch die Ergebnisse von Studieneignungstests berücksichtigen, die den Studienerfolg noch besser vorhersagen. Neben einer niedrigeren Vorhersagekraft weist die Abiturleistung zusätzliche Probleme bei der Fairness auf. Der Schulerfolg ist in Deutschland jedoch stark abhängig vom Bildungsstand und sozioökonomischen Status der Eltern und die gleiche objektive Leistung wird bei Angehörigen benachteiligter Gruppe schlechter benotet. Die Verwendung der Abiturleistung als Auswahlkriterium führt daher zu einer geringeren Repräsentation dieser Gruppen in der Studierendenschaft. Doch wie fair sind im Gegenzug die eingesetzten Studierendenauswahltests? (Vortrag Malvin Jähn) Können die Fakultäten durch eine veränderte Gewichtung der Auswahlkriterien zu einer größeren Vielfalt in der Studierendenschaft beitragen (Vortrag Thorben Huelmann)? Oder müssen wir schon in den Schulen geeignete Schüler*innen aus benachteiligten Gruppen motivieren, den Schritt zur Studienbewerbung zu wagen (Vortrag Oana Gröne)?

  • Einführung (W. Hampe)
  • BMBF-Projekt „Diversität in der Medizin“ (O. Gröne, M. L. Stemmann, J. N. Hill)
  • Einfluss sozio-ökonomischer Variablen auf das Testergebnis des Tests für Medizinische Studiengänge (D. Weppert, M. Jähn)
  • Simulationsgestützte Optimierung von Auswahlverfahren (T. Huelmann)
  • Diskussion: Wie können die Fakultäten zu einer fairen Studierendenauswahl beitragen?

Direkt im Anschluss werden im Symposium Studierendenauswahl 2 Forschungsergebnisse zu Kriterien zur Erfassung persönlicher und sozialer Kompetenzen wie Situational Judgement Tests, Interviewverfahren und Berufsausbildung vorgestellt.


References

[1] Groene OR, Huelmann T, Hampe W, Emami P. German Physicians and Medical Students Do Not Represent the Population They Serve. Healthcare. 2023;11(12):1662. DOI: 10.3390/healthcare11121662
[2] Younger K, Gascoine L, Menzies V, Torgerson C. A systematic review of evidence on the effectiveness of interventions and strategies for widening participation in higher education. J Furth High Educ. 2019;43(6):742-773. DOI: 10.1080/0309877X.2017.1404558