Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Geschlechtsabhängige Präferenzen Medizinstudierender bei der Wahl der fachärztlichen Weiterbildung im Verlauf des klinischen Studienabschnitts
2Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Geschäftsbereich Studium und Lehrentwicklung, Abteilung Medizinische Ausbildungsforschung, Mannheim, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Das Geschlecht wird häufig als Faktor bezeichnet, der am stärksten mit der Entscheidung von Medizinstudierenden bzgl. der Wahl der fachärztlichen Weiterbildung zusammenhängt [1]. So scheinen sich weibliche Studierende mehr für Pädiatrie, Gynäkologie, Allgemeinmedizin zu interessieren und männliche eher für die chirurgischen Fächer [2], [3]. Es gibt Hinweise, dass die Entscheidungen der Frauen während des Studiums konstanter bleiben, als die von Männern [3]. Ziel dieser Studie ist es, die geschlechtsabhängigen Präferenzen bei der Wahl der fachärztlichen Weiterbildung zu untersuchen, sowohl bezogen auf das Weiterbildungsfach als auch bezogen auf die Stabilität der Präferenz.
Methoden: Medizinstudierende der Medizinischen Fakultät Mannheim wurden jeweils zu Beginn und am Ende des klinischen Studienabschnittes zu ihrer Facharztrichtungswahl mit Hilfe eines selbstentwickelten Fragebogens befragt.
Ergebnisse: Zu Beginn des klinischen Studienabschnittes nahmen 125 Studierende an der Befragung teil. Davon waren 86 Frauen (69%). Am Ende des klinischen Studienabschnittes waren es 173 Studierende, davon 112 Frauen (65%). Die favorisierten Fächer der Student*innen zu Beginn waren Pädiatrie (20%), Chirurgie (12%) und Allgemeinmedizin (11%) und bei den Studenten Anästhesiologie (23%), Innere Medizin (21%) und Chirurgie (18%). Bei der Folgebefragung wurde Innere Medizin von 21% der weiblichen und von 20% der männlichen Studierenden gewählt. Danach folgten bei den Frauen Pädiatrie (11%) und Gynäkologie (11%). Bei den Männern blieb Anästhesiologie (26%) am beliebtesten und Allgemeinmedizin (9%) und Pädiatrie (9%) kamen hinzu. Chirurgie wurde nur noch von 3% der Männer und 7% der Frauen gewählt. Längsschnittdaten liegen von 64 Studierenden vor, davon 43 (67%) weiblich und 21 (33%) männlich. Bei 32 Studierenden (50%) blieb die Facharztwahl-Entscheidung stabil und bei 32 (50%) änderte sie sich. Die Geschlechterverteilung ist in der jeweiligen Gruppe vergleichbar mit der Verteilung in der Gesamtgruppe: ca. 70% weiblich und ca. 30% männlich. Unabhängig vom Geschlecht gaben die Studierenden am häufigsten an, dass ihre Präferenz sich aufgrund eines Praktikums während des Studiums entwickelt hat.
Diskussion: Die in der Literatur beschriebenen Geschlechterunterschiede konnten nicht ganz bestätigt werden. Vielmehr scheinen Erfahrungen während des Studiums einen größeren Einfluss auf die Wahl der fachärztlichen Weiterbildung zu haben.
References
[1] Querido SJ, Vergouw D, Wigersma L, Batenburg RS, De Rond ME, Ten Cate OT. Dynamics of career choice among students in undergraduate medical courses. A BEME systematic review: BEME Guide No. 33. Med Teach. 2016;38(1):18-29. DOI: 10.3109/0142159X.2015.1074990[2] Heinz A, Jacob R. Medizinstudierenden und Ihre Berufsperspektiven. In welcher Facharztrichtung, wo und wie wollen sie Arbeiten? [Medical students and their career choices. Preferred specialty, where and how to work]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2012;55(2):245-253. DOI: 10.1007/s00103-011-1413-z
[3] Burkhardt J, DesJardins S, Gruppen L. Diversity of the physician workforce: Specialty choice decisions during medical school. PLoS One. 2021;16(11):e0259434. DOI: 10.1371/journal.pone.0259434