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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Unsicherheiten und unbewusste Vorurteile von Medizinstudierenden im 6. Studienjahr in der Interaktion mit paraplegischen Patienten

Fabiola Fischer 1
Herbert Bichsel 2
Daniel Bauer 1
Beate G. Brem 1
1Universität Bern, Institut für Medizinische Lehre (IML), Abteilung für Unterricht und Medien, Bern, Schweiz
2Sensability – Expertise für Inklusion, Rubigen, Schweiz

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Menschen mit Behinderungen werden oftmals nicht optimal medizinisch versorgt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein wesentlicher Faktor sind Unsicherheiten und unbewusste Vorurteile von Ärzt*innen im Kontakt mit Meschen mit Behinderungen resultierend aus mangelnder Übung und Information [1]. Der Umgang mit diversen Bevölkungsgruppen ist im Schweizerischen Kompetenzkatalog ausdrücklich verankert (z.B. GO2.4.) [2]. Dieses Projekt dient der Überprüfung, ob die Absolventen des Medizinstudiums diese Fertigkeiten ausreichend erlernt haben, oder ob es notwendig wäre neue Lehr- und Prüfungsformate zu schaffen, die die Absolventen besser auf diese Aufgabe vorbereiten.

Methoden: Studierende durchlaufen in einem formativen Setting zur Vorbereitung auf die eidgenössische Abschlussprüfung Fallbeispiele einen Parcours von 4 Szenarien mit Simulationspersonen (SP). In den Szenarien simulieren sie die Rolle der Ärzt:in und Bekommen anschliessend Feedback bezüglich ihrer Performance. In diesem Unterrichtsformat soll in jeweils 1 einem der 4 Szenarien der Patient auf einen Rollstuhl angewiesen sein. Es wurden zwei Szenarien ausgesucht (Kopfschmerz und Rauchstopp), die jeweils abwechselnd mit einer Simulationsperson mit bzw. ohne Rollstuhl besetzt werden. Anhand einer Checklist wird untersucht, ob und wenn ja welche Unterschiede in der Interaktion mit den jeweiligen Patienten mit und ohne Rollstuhl bestehen. Auch werden die Studierenden anschliessend an den Unterricht gebeten, eine Rückmeldung zu ihrer Erfahrung in dem Szenario mit dem Patienten im Rollstuhl zu geben. Ein essentieller Faktor bei diesem Projekt ist eine enge Zusammenarbeit mit direkt betroffenen Menschen, die dabei helfen, die Rollen zu erarbeiten und zu trainieren, treffendes Feedback an die Studierenden zu ermöglichen, die Daten richtig zu interpretieren und vieles mehr.

Ergebnisse: Das Unterrichtsformat, das von ca. 300 Studierenden durchlaufen wird, läuft von Anfang April bis Ende Mai 2025. Zur GMA Tagung im September werden wir daher die ersten Ergebnisse präsentieren können.

Diskussion: Für eine fachgerechte Versorgung von Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten, ist eine entsprechende Ausbildung im Medizinstudium notwendig. Dieses Projekt stellt eine Standort-Bestimmung für unsere Ausbildung dar, die es ermöglicht diese zu optimieren. Gleichzeitig wollen wir auch andere Ausbildungsprogramme inspirieren, die Schwierigkeiten von Medizinstudierenden im Umgang mit Menschen mit Behinderungen durch eine bessere Ausbildung zu vermindern.


References

[1] Satchidanand N, Gunukula SK, Lam WY, McGuigan D, New I. Attitudes of Healthcare Students and Professionals Toward Patients with Physical Disability: A Systematic Review. Am J Phys Med Rehab. 2012;91(6):533-545. DOI: 10.1097/PHM.0b013e3182555ea4
[2] Joint Commission of the Swiss Medical Schools. Principal Relevant Objectives and a Framework for Integrative Learning and Education in Switzerland. Bern: Joint Commission of the Swiss Medical Schools; 2017. Zugänglich unter/available from: https://www.siwf.ch/files/pdf24/profiles_2017-broschuere.pdf