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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Biochemie-Lehre interdisziplinär gestalten – Erfahrungen, Herausforderungen und Chancen

Jenny Engelmann 1
Meike Hoffmeister 1,2
Fabian Otte 1
Alexander Bertram 1
Julia Schendzielorz 2,3
Stefan Reinsch 2,3
Stefanie Oess 1,3
1Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB), Institut für Biochemie, Neuruppin, Deutschland
2Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Gemeinsame Fakultät der Universität Potsdam, der Medizinischen Hochschule Brandenburg und der BTU Cottbus-Senftenberg, Potsdam, Deutschland
3Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB), Zentrum für Studiengangsentwicklung, Aus- und Weiterbildungsforschung (ZSAW-BB), Neuruppin, Deutschland

Text

Fragestellung: Eine zentrale Forderung für die Weiterentwicklung des Medizinstudiums ist die Verknüpfung von grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Lerninhalten. Sie hat u.a. zum Ziel, die inhaltlichen Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis sowie die Relevanz der grundlagenwissenschaftlichen Inhalte aufzuzeigen und damit deren Verständnis zu erleichtern, ihre Anwendung in der Praxis zu fördern und den Lerneffekt zu erhöhen [1]. Wir gehen hier der Frage nach, wie Biochemie-Lehre interdisziplinär gestaltet werden kann.

Methoden: Wir beschreiben die Gestaltung der interdisziplinären biochemischen Lehre im Brandenburgischen Modellstudiengang Medizin (BMM) [2] durch den Einsatz des Lehrformats interdisziplinäres Seminar (IDS). Wir geben verschiedene Praxisbeispiele für die Umsetzung, teilen Erfahrungen aus Sicht der Lehrenden und Studierenden und diskutieren Herausforderungen und Chancen.

Ergebnisse und Diskussion: Im BMM erfolgt die Vermittlung der Biochemie in einem Spiralcurriculum, das vollständig in die organ- und themenbezogenen Module integriert ist. Die Hälfte aller biochemischen Lehrveranstaltungen wird gemeinsam mit einem zweiten, in der Regel klinischen Fach als IDS unterrichtet. Konkret ist die Biochemie an 36 individuellen IDS beteiligt. 20 IDS liegen im ersten, 7 im zweiten, 5 im dritten, 3 im vierten und 1 im fünften Studienjahr. Die Biochemie kooperiert dabei mit 16 weiteren Fachrichtungen. Am intensivsten ist die Zusammenarbeit mit der Gastroenterologie (6 IDS) insb. im Modul Ernährung, Verdauung, Stoffwechsel, und der Hämatologie (5 IDS) im Modul Blut.

Jedem IDS werden in einem zentral gesteuerten, interdisziplinären Prozess Lernziele zugeordnet. Die darauf aufbauende inhaltliche und didaktische Ausgestaltung obliegt den einzelnen Lehrenden und erfordert eine enge Abstimmung zwischen den beiden IDS-Partnern. Innerhalb des Instituts für Biochemie nutzen die Lehrenden gemeinsam erarbeitete Veranstaltungskonzepte und Lehrmaterialien, um die Integrität des Spiralcurriculums personenunabhängig sicherzustellen.

Ein IDS hat einen Umfang von 90 min; die Lehrenden beider Disziplinen sind für die gesamte Zeit anwesend. Die IDS mit Beteiligung der Biochemie folgen unterschiedlichen Aufbauprinzipien:

  1. Zwei inhaltlich aufeinander abgestimmte (interaktive) Frontalveranstaltungen, die nacheinander stattfinden, z.T. mit spontanen Ergänzungen zum jeweils anderen Veranstaltungsteil und gemeinsamer Reaktion auf Fragen der Studierenden.
  2. Zwei stark verzahnte Veranstaltungsteile mit mehrfachem Wechsel der Lehrendenrolle.
  3. Integration von aktivierenden Elementen (Murmelgruppen, Quizze, Kleingruppenarbeit), die entweder von Biochemie-Lehrenden oder beiden IDS-Partnern gemeinsam gestaltet werden.

Die Studierenden bewerten die Interdisziplinarität vor allem im Hinblick auf die Förderung des Verständnisses positiv. Lehrende sehen in ihr gleichermaßen Chance (z.B. Sicherstellung der Relevanz) wie Herausforderung (z.B. zeitintensive Abstimmung).


References

[1] Wijnen-Meijer M. Integration in the light of curriculum design. GMS J Med Educ. 2019;36(6):Doc79. DOI: 10.3205/zma001287
[2] Winkelmann A, Schendzielorz J, Maske D, Arends P, Bohne C, Hölzer H, Harre K, Nübel J, Otto B, Oess S. The Brandenburg reformed medical curriculum: study locally, work locally. GMS J Med Educ. 2019;36(5):Doc49. DOI: 10.3205/zma001257