Logo

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Kooperative Bildungsstrategien im Rettungsdienst: intersektorale-, multidisziplinäre- und interprofessionelle Ansätze

Daniel Devriel 1
Sandy Kujumdshiev 1
1DHGS – Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport, Medizinpädagogik, Berlin, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Die Studie gibt einen Überblick über kooperative Ansätze in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Rettungskräften und untersucht deren Implementierung. Dabei wird berücksichtigt, dass kooperatives Lernen nicht nur fachliche Kompetenzen fördert, sondern ebenso zum Rollenverständnis und zur professionellen Zusammenarbeit beiträgt. Im Fokus der Betrachtung stehen die praktisch angewandten Modelle, die jeweiligen Prioritäten der Akteure und wie gemeinsames Lernen die Kompetenzentwicklung und Kollaboration stärkt. Basierend auf diesem Ausgangspunkt ergibt sich die Forschungsfrage: In welcher Weise sind kooperative Bildungsansätze in der präklinischen Notfallversorgung implementiert, und inwiefern beeinflussen diese Ansätze die Rolle der Rettungskräfte sowie deren tertiäre Sozialisation im Rahmen beruflicher Zusammenarbeit?

Methoden: Als methodischer Ansatz wurde ein systematischer Review gewählt. Dieser orientiert sich am „Preferred Reporting Items for Systematic Review and Meta-Analysis‘-Protokoll“, um relevante, empirische Arbeiten zu identifizieren. Um in allen eingeschlossenen Studien zentrale Muster und Zusammenhänge herauszuarbeiten, wurden anschließende, qualitative Analysen auf Basis des methodischen Ansatzes nach Kuckartz ferner konspekt-methodisch durchgeführt. Die inhaltliche Codierung diente hierbei der detaillierten Untersuchung von themenspezifischen Kategorien, um systematische Muster im Hinblick auf kooperative Bildungsansätze zu identifizieren und ihre Auswirkungen auf die Praxis zu bewerten.

Ergebnisse: Die Analysen der Daten aus neun eingeschlossenen Studien zeigten mit einer Intrarater-Reliabilität zwischen Cohens-Kappa ϰ>0,8 und ϰ=1 eine ungleiche Verteilung der Bildungsansätze sowie Unterschiede in deren Einfluss auf die tertiäre Sozialisation, wobei Notfallsanitäter*innen oft eine gleichberechtigte oder zentrale Rolle als Lernpartner*innen übernahmen. In einer zweiten Codierungsphase traten Peer-Assisted-Learning- und Team-Based-Learning-Methoden als besonders effektiv hervor. Es wurde deutlich, dass kollaborative Bildungsansätze zwischen Rettungskräften und nichtmedizinischem Personal (wie Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr, usw.) zwar regelmäßig stattfinden, jedoch kaum bzw. unzureichend wissenschaftlich beforscht wurden.

Diskussion und Desiderata: Trotz fehlender statistischer Signifikanz für interorganisationale Lehr-Lern-Situationen und obwohl der Einschluss von Rettungsdienstkonzepten ohne geografische Einschränkung die Generalisierbarkeit der Ergebnisse begrenzt, zeigen die Ergebnisse, dass kooperative Schulungsprogramme keine negativen Auswirkungen auf den Unterricht haben und die Rollenklarheit der Lernenden möglicherweise fördern. Die Mehrheit der eingeschlossenen Studien berichtete über motivierende und intentionale Effekte. Die Befunde legen nahe, dass kooperative Ansätze eine positive Wirkung haben, und legen Potenzial für künftige Forschung nahe, um ihre Effekte fundierter zu beleuchten.