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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

PJ im ÖGD gestalten – Entwicklungsprozess von anvertraubaren professionellen Tätigkeiten (EPAs) für das Praktische Jahr

Doreen Pretze 1
Marjo Wijnen-Meijer 1
Natalie Schmitt 2
Claudia Czernik 3
Daniel Finke 3
Anna Kühne 3
1Technische Universität Dresden, Institut für Didaktik und Lehrforschung in der Medizin, Dresden, Deutschland
2Amt für Gesundheit und Prävention Dresden, Abteilung Kinder- und Jugendgesundheit, Dresden, Deutschland
3Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Dresden, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Seit Mai 2022 können Medizinstudierende einen Teil des Praktischen Jahres (PJ) im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) absolvieren. Das bedeutet, die Ausbildung findet nicht wie üblich in einer Klinik oder Praxis statt, sondern in Gesundheitsämtern. Dabei stellt sich häufig die Frage, welche Tätigkeiten PJler*innen ausführen sollen und können. Dieser Frage nähert sich das Konzept der anvertraubaren professionellen Tätigkeiten (entrustable professional activities = EPAs) aus der kompetenz-basierten Lehre. Für den klinischen Bereich gibt es schon zahlreiche EPAs, die auch fachbereichsübergreifend adaptiert werden können. Für den ÖGD sind diese nicht direkt übertragbar. Ziel ist es, in einem iterativen Prozess EPAs zur Ausgestaltung der Ausbildung im PJ und in der Ärztlichen Weiterbildung auch im ÖGD zu formulieren und bundesweit zum Einsatz zu bringen.

Methoden: Das Amt für Gesundheit und Prävention Dresden, der Lehrstuhl Öffentliche Gesundheit sowie das Institut für Didaktik und Lehrforschung an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden haben gemeinsam mit sächsischen Gesundheitsämtern in Workshops nach folgendem Ablauf kompetenz-basierte Lernkonzepte für das PJ entwickelt:

  • Theoretische Einführung und Erfahrungsaustausch zur Rolle des PJ im ÖGD
  • Vorstellung des Konzeptes der EPAs
  • Erfassung ärztlicher Tätigkeiten im ÖGD
  • Entwicklung von EPAs in Kleingruppenarbeit unter fachkundiger Anleitung
  • Feedback aus Fachgesellschaften zu den entwickelten EPAs

Ergebnisse: Neben dem Amt für Gesundheit und Prävention Dresden waren Vertreter*innen aus fünf weiteren Gesundheitsämtern beteiligt. Als mögliche EPAs wurden sieben Bereiche im ÖGD identifiziert: Kinder- und Jugendärztlicher Dienst, Tätigkeiten im Infektionsschutz und umweltbezogenem Gesundheitsschutz, Tätigkeiten des Amtsärztlichen Dienstes, die Erstuntersuchung von Asylsuchenden, Beratende Tätigkeiten, Sozialpsychiatrische Begleitung, Gesundheitsberichterstattung und -planung. Für die ersten vier EPAs wurden in Kleingruppenarbeiten konkrete Erstversionen ausgearbeitet. Diese werden bundesweit mit weiteren Beteiligten und wissenschaftlichen Fachgesellschaften konsolidiert und weiterentwickelt. Im nächsten Schritt folgt die Überarbeitung der Logbücher auf Grundlage der EPAs.

Diskussion: Die gemeinsame Erstellung erster EPAs mit Formulierung von Kompetenzen soll den ausbildenden Ärzt*innen im ÖGD vor Ort eine Orientierung bieten, um eine schrittweise Übergabe von Verantwortung für die Ausführung einer ärztlichen Tätigkeit an die Studierenden im ÖGD zu ermöglichen. Die Investition in eine kompetenz-basierte und hochwertige Ausbildung von Studierenden kann dazu beitragen, Nachwuchs für den ÖGD zu begeistern und bietet eine Grundlage für eine Weiterentwicklung der kompetenz-basierten Ärztlichen Weiterbildung.

Take Home Message: Die Entwicklung von EPAs im ÖGD kann Orientierung schaffen, Verantwortung geben und Nachwuchs begeistern!