Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Strukturelle Verankerung interprofessionellen Lernens in der Kinderklinik: Entwicklung eines nachhaltigen Curriculums
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Fragestellung/Zielsetzung: Seit 2029 gibt es am Universitätsklinikum Bonn eine IPSTA auf der kinderkardiologischen Station. Aufgrund der positiven Erfahrungen in diesem Bereich wurde das Konzept 2023 auf die Kinderherz-Intensivstation ausgeweitet – mit der Einführung der kinderherzen-IPSTA, die erstmals interprofessionelles (IP) Lernen speziell für Berufsanfänger*innen in einem komplexen klinischen Umfeld zugänglich macht.
Die Teilnahme ist bisher auf einen kleinen Kreis beschränkt. Daher stellt sich die Frage: Wie kann die IP-Lehre so weiterentwickelt werden, dass interprofessionelles Lernen in der gesamten Kinderklinik strukturell verankert und einem größeren Kreis zugänglich wird? Zudem: Wie können andere Kliniken von diesem Ansatz profitieren und bei der Umsetzung ähnlicher Projekte unterstützt werden?
Methoden: Um diese Fragestellung zu beantworten, wurde ein mehrstufiger Entwicklungsprozess eingeleitet. Zunächst fanden Expertengespräche mit Schlüsselakteuren der interprofessionellen Ausbildung in Bonn statt. Zudem erfolgte die Auswertung von Rückmeldungen bisheriger Teilnehmender und einer Absolventenbefragung. Diese lieferten wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse und Wünsche von Berufsanfänger*innen. In einem Workshop entstand ein neues IP-Qualifizierungskonzept, das in berufsübergreifenden Treffen evaluiert und angepasst wurde.
Ergebnisse: Das Ergebnis dieses Prozesses ist ein strukturiertes Curriculum, das drei zentrale Säulen umfasst:
- Fortführung der IPSTA als praxisnahe Lernphase
- IP-Curriculum für alle neuen Mitarbeitenden
- Ein sechsmonatiges Programm, das monatliche Module zu Themen wie
- Kindernotfall-Simulationstraining,
- Speaking-Up,
- Reflexion im interprofessionellen Team,
- Sensibilisierung für interprofessionelle Rollen,
- Konfliktlösungstraining,
- Psychohygiene,
- Patienten- und Elternkommunikation
umfasst.
„Train the Trainer“-Programm für IP-Akteure: Es besteht aus einem IP-Grundkurs und einer weiterführenden Trainerqualifikation. In dieser sollen die Teilnehmenden eigene IP-Lerneinheiten, entwickeln, durchführen und reflektieren.
Diskussion: Die bisherigen Erfahrungen mit der kinderherzen-IPSTA zeigen, dass die Förderung eines interprofessionellen Mindsets, besonders in der frühen Berufsphase, entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen ist. Ein interprofessionelles Curriculum, das in die reguläre Einarbeitung aller neuen Mitarbeitenden integriert wird, kann helfen, dieses Mindset langfristig im Klinikalltag zu verankern.
Zusätzlich ermöglicht das Train-the-Trainer-Programm anderen Kliniken, von diesen Erfahrungen zu profitieren und eigene interprofessionelle Projekte zu entwickeln.
Interprofessionelles Lernen ist ein kontinuierlicher Prozess. Die Weiterentwicklung der kinderherzen-IPSTA und das neue Curriculum fördern nachhaltige Zusammenarbeit und eine Kultur des lebenslangen Lernens – mit langfristigem Nutzen für Ausbildung und Patientenversorgung.
Das Projekt soll Mitte 2025 mit der Umsetzung starten.