Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Gender und Publikationsoutput von Promovierenden in der Medizin: Eine longitudinale Analyse, 2000-2019
2Universitätsklinikum Bonn, Institut für Hygiene und Public Health, Bonn, Deutschland
3Universität Münster, Institut für Anatomie, Münster, Deutschland
4LMU Klinikum, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
5Harvard University, Havard Graduate School of Education, Cambridge (MA), USA
6Universitätsklinikum Bonn, Institut für Medizindidaktik, Bonn, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Die Untersuchung des Publikationsoutputs in frühen Karrierestadien kann dazu beitragen, die Karriereverläufe in der akademischen Medizin im Hinblick auf Geschlecht und geografische Herkunft besser zu verstehen und Repräsentationslücken zu schließen. Ziel dieser Arbeit war es, Unterschiede im Publikationsoutput von Promovierenden in der Medizin in Abhängigkeit von ihrem Geschlecht und ihrer Herkunft zu untersuchen.
Methoden: In dieser Querschnittsstudie haben wir Daten von 147.095 Promotionsarbeiten von 36 deutschen medizinischen Fakultäten der Jahre 2000 bis 2019 aus der Deutschen Nationalbibliothek extrahiert, sowie zeitlich und thematisch verwandte Publikationen über PubMed identifiziert. Wir prädizierten das Geschlecht und die Herkunftsregion anhand der Namen der Promovierenden mittels der Tools genderize und NamSor und ermittelten den Anteil der Promovierenden mit einer Publikation im Zusammenhang mit ihrer Promotionsarbeit, einschließlich der Publikationen als Erst- und Letztautor*in aus einer zufällig ausgewählten Stichprobe von 10.000. Mittels Quasi-Poisson-Regressionsanalysen ermittelten wir Variablen, die mit der Anzahl der Veröffentlichungen pro Kopf assoziiert sind.
Ergebnisse: Der Anteil der Promovierenden mit mindestens einer Veröffentlichung im Zusammenhang mit ihrer Promotion war bei Frauen geringer (1839/5642, 32,5%) als bei Männern (1542/4283, 36,0%, P<.001), während das Geschlecht bei 75/10.000 (0,8%) nicht bestimmt werden konnte. Ein ähnlicher Unterschied wurde beim Vergleich des Anteils der Promovierenden mit Erstautorenschaft bei Frauen (938/5642, 16,6%) im Vergleich zu Männern (851/4283, 19,9%; P<.001) festgestellt. Die durchschnittliche Anzahl der Veröffentlichungen (0,8±1,6) und Erstautorenschaft (0,30±0,73) pro Student war bei Männern signifikant höher als bei Frauen (0,6±1,2; P<.001; 0,24±0,65; P<.001). Regressionsanalysen deuten darauf hin, dass das Jahr, das Geschlecht (Mann vs. Frau) und die Herkunftsregion (Asien vs. Europa) positiv mit der Anzahl der Gesamt- und Erstautorenpublikationen assoziiert sind.
Diskussion: Der Gender Publication Gap besteht bereits auf der akademischen Stufe der Promotion und unterstreicht den Bedarf an maßgeschneiderten Programmen in frühen Karrierestufen, um möglicherweise den in späteren Karrierestadien immer stärker werdenden Disparitäten in der akademischen Medizin strukturell entgegen zu wirken.