Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Hürden bei der Meldung sexueller Belästigung im Medizinstudium – eine nationale Erhebung zu Anlaufstellen und Betroffenenzufriedenheit
2Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd), Berlin, Deutschland
3Medizinische Fakultät der Technischen Universität Dresden, AG Studentische Forschung Carus Lehrzentrum, Dresden, Deutschland
4Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Würzburg, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Sexuelle Belästigung ist ein Problem im akademischen Umfeld, welche sowohl die psychische Gesundheit der Betroffenen als auch das allgemeine Studienklima negativ beeinflusst. Effektive Meldeprozesse und unterstützende Strukturen sind entscheidend, um Vorfälle zu adressieren und präventive Maßnahmen zu stärken. Diese Studie untersucht die bestehenden Meldeprozesse für sexuelle Belästigung an medizinischen Fakultäten, die Zufriedenheit der Betroffenen im Meldeprozess, sowie die Sensibilisierung für das Thema am jeweiligen Standort.
Methoden: Die Studie basiert auf einer deutschlandweiten Umfrage zum Thema sexuelle Belästigung im Jahr 2024. Die erhobenen Daten wurden mit öffentlich zugänglichen Informationen zu den Meldestellen und Gleichstellungsbüros der medizinischen Fakultäten abgeglichen. Ziel der Umfrage war neben der Erfassung der Prävalenz sexueller Belästigung im Studienumfeld auch die Analyse der Zufriedenheit der Betroffenen mit dem Meldeprozess sowie die Ermittlung des Anteils nicht gemeldeter Vorfälle.
Ergebnisse: Von den 5.681 teilnehmenden Medizinstudierenden berichteten 42,1% von eigener Erfahrung mit sexueller Belästigung, während 49,4% entsprechende Vorfälle beobachtet hatten. Nur 12,7% der direkt Betroffenen erstatteten eine Meldung, verglichen mit 11,6% der Beobachtenden. Die subjektiv empfundene Belastung durch sexuelle Belästigung war bei denjenigen, die eine Meldung erstatteten, höher (Median gemeldet=6 vs. Median nicht gemeldet=4, Skala von 0=keine bis 10=sehr starke Belastung). Studierende, die eine Meldung erstatteten, waren zudem signifikant häufiger von sexueller Belästigung betroffen. Insgesamt 64,6% der meldenden Studierenden gaben an, dass sie eine erneute Belästigung wieder melden würden. Die Mehrheit der Befragten berichtete jedoch, dass es an ihrer Fakultät weder klare Richtlinien noch ein konsequentes Vorgehen gegen sexuelle Belästigung gibt.
Diskussion: Die bisherigen Ergebnisse legen nahe, dass die bisherigen Meldestrukturen nur einen geringen Anteil der von sexueller Belästigung betroffenen Studierenden dazu verleitet Vorfälle zu melden.
Die abschließende Analyse der Daten erfolgt bis zur Tagung, sodass ergänzende Erkenntnisse zur insitutionellen Umsetzung und Wahrnehmung der Meldeprozesse präsentiert werden können.