Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Wo steht die medizinische Ausbildung im Bereich Virtual Reality in der DACH-Region? Ergebnisse einer Onlinebefragung
2Universität des Saarlandes, Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Saarbrücken, Deutschland
3Universität Siegen, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Department Psychologie, Siegen, Deutschland
4Hochschule Flensburg, Center for Interaction, Visualization and Usability (CIVU), Flensburg, Deutschland
5Universitätsmedizin Rostock, Studiendekanat, Medizindidaktik, Rostock, Deutschland
6Universität Münster, Institut für Psychologie, Psychologische Diagnostik und Persönlichkeitspsychologie, Münster, Deutschland
7Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Institut für Didaktik und Lehrforschung in der Medizin, Medizinisches Interprofessionelles Trainingszentrum (MITZ), Dresden, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Die Integration von Virtual Reality (VR) in die medizinische Aus- und Weiterbildung hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Besonders in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) ist der Einsatz von VR-Technologien in der medizinischen Lehre ein aktuelles Thema. Ziel dieser Arbeit war es, den Status quo der VR-Nutzung an medizinischen Fakultäten in dieser Region zu erheben und die technische sowie die didaktische Umsetzung zu analysieren.
Methoden: Eine Onlinebefragung mit einem Fragebogen, der von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe des Ausschusses „Digitalisierung“ der Gesellschaft für medizinische Ausbildung (GMA) entwickelt wurde, enthielt 45 Fragen zu den Themen Art der Nutzung, technische Umsetzung, Ziele und Gründe für die Implementierung, sowie Forschungsaspekte. Der Onlinefragebogen wurde an alle medizinische Hochschulen in der DACH-Region versendet, und ein Teilnahmeaufruf mit Link zur Umfrage wurde im April 2023 im GMA-Newsletter veröffentlicht. Die Datenerhebung wurde im Juni 2023 abgeschlossen.
Ergebnisse: Insgesamt gingen 53 Rückmeldungen ein, von denen 48 auswertbar waren. Abzüglich Mehrfachantworten ergab sich eine Rückmeldung von 36 Standorten. 56% der befragten Fakultäten gaben an, HMD-gestützte VR-Anwendungen in der medizinischen Lehre einzusetzen, wobei 14 Fakultäten sowohl den Einsatz als auch die Entwicklung von VR-Lehrveranstaltungen angaben. Weitere 28% der Standorte entwickeln VR-Anwendungen, setzen diese jedoch noch nicht in der Lehre ein. Die wichtigsten Ziele des VR-Einsatzes waren die Verbesserung der praktischen Ausbildung in seltenen oder gefährlichen Szenarien, die Förderung von Non-Technical Skills sowie die Optimierung von Ressourcen. Die Finanzierung erfolgt überwiegend durch Drittmittel und institutionelle Gelder, wobei kommerzielle Lizenzen am häufigsten für die Software verwendet werden. In Bezug auf die technische Umsetzung gaben 80% der Standorte an, externe Software zu nutzen. Die häufigste VR-Hardware war die Meta Quest 2. Der Großteil der VR-Anwendungen wurde in klinischen Fächern eingesetzt, wobei der Einsatz überwiegend in Seminaren und Praktika stattfand.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen eine heterogene Verbreitung von VR-Anwendungen in der DACH-Region. Zu den größten Herausforderungen zählen die Finanzierung, die technische Infrastruktur und Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Um VR in der medizinischen Lehre nachhaltig zu verankern, sind eine bessere Vernetzung und standardisierte Evaluationsverfahren erforderlich.
Take Home Message: „Wenn du schnell gehen willst, gehe allein. Wenn du weit gehen willst, gehe mit anderen.“ Der Weg zu einer breiteren Anwendung von VR in der medizinischen Lehre sollte durch Zusammenarbeit, Open-Source-Lösungen und standardisierte Evaluationsmethoden geebnet werden. Eine Möglichkeit bietet die VR-AG des Ausschusses „Digitalisierung“ der GMA.