Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
HebPlanet: Co-Kreation als zentrales Element für die Entwicklung eines Planetary Health Curriculums im Studium der Hebammenwissenschaft
2Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Hebammenwissenschaften, Mainz, Deutschland
Text
Hintergrund: Die Akademisierung der Hebammenausbildung und die Neugestaltung der Lehrmodule in den primärqualifizierenden und Masterstudiengängen bieten die Möglichkeit, innovative und ganzheitliche Lehrkonzepte, beispielsweise der Bildung für Planetare Gesundheit, in die Curricula zu integrieren. Dabei werden nicht nur die Weiterentwicklung didaktischer Überlegungen in der Hebammenwissenschaft ermöglicht, sondern auch Potenziale für die Förderung eines umfassenden Gesundheitsverständnisses eröffnet.
Angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und Artensterben – insbesondere im Hinblick auf die Gesundheit von Müttern und Kindern – gewinnt das Feld der Planetaren Gesundheit (Planetary Health) an Relevanz. Es integriert die menschliche Gesundheit in den Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen und ist von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung von Lösungen der multiplen Gesundheits- und Umweltkrisen [1]. Um das Potenzial von Hebammen und anderen Gesundheitsberufen als Multiplikator*innen zu nutzen, ist es notwendig, dieses Konzept in Aus- und Weiterbildungen zu implementieren, um planetare Gesundheitskompetenzen zu fördern [2].
Fragestellung/Zielsetzung: Das Projekt „HebPlanet“ [3] verfolgt das Ziel, Bildung für Planetare Gesundheit in die Curricula der Hebammenwissenschaft zu integrieren. Zunächst werden Bedarfe und Anforderungen seitens Studierender, Lehrender und praktizierender Hebammen in Bezug auf die Vermittlung von Planetary Health erfasst. Um die Frage der Umsetzung und Entwicklung bedarfsgerechter und ganzheitlicher Lehr-Lern-Konzepte zur Stärkung von planetarer Gesundheitskompetenz zu beantworten, setzt der co-kreative Prozess von „HebPlanet“ auf eine partizipative Curriculumsgestaltung unter wissenschaftlicher Evaluation und Begleitung.
Methoden: Zur bedarfsorientierten Entwicklung wird ein co-kreativer Prozess eingesetzt. In einer Mixed-Methods-Studie wurden als erste Bedarfsanalyse quantitative Befragungen sowie leitfadengestützte Interviews durchgeführt, um Anknüpfungspunkte an bestehende Lehrinhalte sowie geeignete Lehr-Lern-Formate zu identifizieren. Aufbauend auf diesen Ergebnissen werden in einem partizipativen Design-Thinking-Workshop mit Studierenden und Lehrenden praxisorientierte Lehr-Lern-Einheiten entwickelt, die anschließend in den Bachelorstudiengang Hebammenwissenschaft der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz integriert werden.
Ergebnisse/Diskussion: Der Vortrag präsentiert erste Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Bedarfsanalyse und reflektiert die Potenziale sowie Friktionen der co-kreativen Methodik in der Curriculumsentwicklung.
References
[1] Whitmee S, Haines A, Beyrer C, Boltz F, Capon AG, Ferreira de Souza Dias B, Ezeh A, Frumkin H, Gong P, Head P, Horton R, Mace GM, Marten R, Myers SS, Nishtar S, Osofsky SA, Pattanayak SK, Pongsiri MJ, Romanelli C, Soucat A, Vega J, Yach D. Safeguarding human health in the Anthropocene epoch: report of The Rockefeller Foundation-Lancet Commission on planetary health. Lancet. 2015;386(10007):1973-2028. DOI: 10.1016/S0140-6736(15)60901-1[2] Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. Gesund leben auf einer gesunden Erde. Berlin: WBGU; 2023.
[3] Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines praxisorientierten Planetary Health-Modell-Curriculums für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung durch Hebammen. Osnabrück: Deutsche Bundesstiftung Umwelt; 2024. Zugänglich unter/available from: https://www.dbu.de/projektdatenbank/39872-01/