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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Von Tierethik bis Klimawandel: Eine Ringvorlesung zur Integration der Mensch-Tier-Beziehung in die medizinische Ausbildung

Kim Widmann 1
Theresa Sophie Busse 2
Jan Ehlers 1
Julia Nitsche 1
1Universität Witten Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Lehrstuhl für Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen, Witten, Deutschland
2Universität Witten Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Juniorprofessur für Digital Health, Witten, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: One Health ist ein integrativer Ansatz, der die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen als eng miteinander verbunden betrachtet [https://www.who.int/europe/initiatives/one-health]. Faktoren wie Klimawandel, Bevölkerungswachstum und die Intensivierung der Landwirtschaft haben dazu geführt, dass die Schnittstellen zwischen menschlichen und tierischen Ökosystemen zunehmend fluktuierend werden. Dies begünstigt die Entstehung und Verbreitung von Zoonosen, neuen Infektionskrankheiten und antimikrobiellen Resistenzen, die eine erhebliche Bedrohung für die globale Gesundheit darstellen [1]. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist ein interdisziplinärer Ansatz notwendig, der die Beziehung zwischen Mensch, Tier und Umwelt in den Fokus rückt.

Methoden: Vor diesem Hintergrund wurde im Wintersemester 2024/2025 an der Universität Witten/Herdecke die Ringvorlesung „Mensch-Tier-Beziehung“ angeboten. Ziel war es, eine Plattform für eine umfassende Auseinandersetzung mit den vielfältigen Aspekten der Mensch-Tier-Beziehung zu schaffen. Die wöchentliche Ringvorlesung behandelte ein breites Themenspektrum von rechtlichen und ethischen Aspekten des Tierschutzes bis hin zu ökologischen Auswirkungen der Tierhaltung. Eine pseudonymisierte Querschnittsbefragung im Prä-Post-Design mittels Online-Fragebogen erfasste zu Beginn und am Ende der Veranstaltungsreihe Wissen und Einstellungen der Teilnehmenden zu One Health und der Mensch-Tier-Beziehung. Der Fragebogen umfasst soziodemografische Daten, eine Messung der tierethischen Orientierung, das Verständnis für One Health sowie eine abschließende Erhebung zur möglichen Integration der Vorlesungsinhalte in zukünftige Lehrpläne.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Einreichung des Abstracts haben sich 1382 Personen für die Teilnahme registriert. Im Verlauf der Vorlesungsreihe lag die durchschnittliche Teilnehmendenzahl pro Veranstaltung bei 486 Personen. 241 Personen haben den Fragebogen der Prä- Erhebung ausgefüllt. Von den Befragten waren 189 Studierende der Universität Witten Herdecke, überwiegend aus der Humanmedizin (99), Zahnmedizin (51) und Psychologie (25). Endgültige Ergebnisse der Post-Befragung werden bis zur GMA-Tagung vorliegen.

Diskussion: Die interdisziplinäre Ringvorlesung soll ein vertieftes Verständnis für die Mensch-Tier-Beziehung im One-Health-Kontext fördern. Gleichzeitig werden durch die Themenvielfalt und die Einbindung von Expert*innen aus unterschiedlichen Disziplinen Schnittstellenkompetenzen für eine transdisziplinäre Zusammenarbeit in Medizin, Veterinärmedizin, Philosophie, Jura und Umweltwissenschaften sowie verwandten Berufsfeldern vermittelt.

Take Home Message: Interdisziplinäre Lehrangebote wie diese Ringvorlesung fördern ein frühzeitiges Verständnis der komplexen Mensch-Tier-Umwelt-Beziehungen, die für die globale Gesundheit entscheidend sind, und tragen zur Entwicklung nachhaltiger Präventionsstrategien bei.


References

[1] Destoumieux-Garzón D, Mavingui P, Boetsch G, Boissier J, Darriet F, Duboz P, Fritsch C, Giraudoux P, Le Roux F, Morand S, Paillard C, Pontier D, Sueur C, Voituron Y. The One Health Concept: 10 Years Old and a Long Road Ahead.? Front Vet Sci.?2018;5:14. DOI: 10.3389/fvets.2018.00014