Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Lohnt es sich, Open Access zu publizieren? Der wissenschaftliche Impact von Open-Access-Publikationen im Bereich Medical Education
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Traditionelle Fachzeitschriften verbergen viele Forschungsergebnisse hinter Bezahlschranken. Open Access (OA) bietet dagegen freien Online-Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen. In der medizinischen Forschung ist OA zu einem zentralen Element der Open-Science-Bewegung geworden. Da OA jedoch von Autor*innen finanziert werden muss, stellt sich die Frage, ob sich diese Investition wissenschaftlich auszahlt.
Eine systematische Übersichtsarbeit zu 134 Studien über den Open-Access Citation Advantage (OACA) fand, dass fast die Hälfte der Analysen signifikant höhere Zitationsraten für OA-Artikel berichtet [1]. Frei zugängliche Artikel werden somit häufiger gelesen und zitiert, was die schnelle Verbreitung neuer Erkenntnisse unterstützt [2]. Für den Bereich Medical Education fehlen solche Untersuchungen bisher [1].
Die vorliegende Studie untersucht daher, ob Open Access im Bereich Medical Education tatsächlich mit höheren Zitationsraten und somit größerem Impact verbunden ist.
Methoden: Es wurden alle in PubMed unter dem MeSH-Begriff „Medical Education“ gelisteten Publikationen von 2010-2020 extrahiert, um eine vergleichbare Zunahme von OA- und traditionellen Publikationen abzubilden. PubMed Central® (PMC) ist das frei zugängliche Volltextarchiv der National Library of Medicine (NIH/NLM). PMC wurde 2000 gegründet und beinhaltet aktuell mehr als 10 Mio. Artikel, auf die durch die Anbindung an die PubMed-Suchmaschine sehr einfach zugegriffen werden kann. Artikel mit einer PubMed-Central-ID (PMCID) wurden als Open-Access-Publikation gewertet. Über iCite® wurden absolute Zitationszahlen und Zitationen pro Jahr ermittelt. Die Relative Citation Ratio (RCR) wurde ebenfalls erfasst, um den Einfluss einzelner Publikationen im Vergleich zum Fachgebiet besser einordnen zu können.
Ergebnisse: Es wurden 43.275 Publikationen analysiert, von denen 9.156 (21,2%) eine PMCID hatten. Open-Access-Publikationen wurden bis zum Erhebungszeitpunkt signifikant häufiger zitiert als nicht frei zugängliche Publikationen (16,22 vs. 13,19 Zitationen, t(8047,97)=22,27, p<0,001, Yuen-Welch-Test), was sich insbesondere bei den jährlichen Zitationen (1,98 vs. 1,44, t(7662,3)=28,35, p<0,001) zeigt. Die Relative Citation Ratio (RCR) lag bei OA-Publikationen bei 1,17 gegenüber 0,87 bei Publikationen ohne OA (t(7739,61)=27,72, p<0,001).
Diskussion: Es zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Open-Access-Modell und dem wissenschaftlichen Einfluss der Publikationen im Bereich Medical Education. Die Effekte sind zwar in absoluten Zahlen moderat, könnten sich langfristig jedoch erheblich summieren.
References
[1] Langham-Putrow A, Bakker C, Riegelman A. Is the open access citation advantage real? A systematic review of the citation of open access and subscription-based articles. PloS One. 2021;16(6):e0253129. DOI: 10.1371/journal.pone.0253129[2] Vervoort D, Ma X, Bookholane H. Equitable open access publishing: Changing the financial power dynamics in academia. Glob Health Sci Pract. 2021;9(4):733-736. DOI: 10.9745/GHSP-D-21-00145