59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Nutzen von Studierenden während Famulaturen in ländlichen Hausarztpraxen – divergierende Ansichten von Studierenden, Hausärzt:innen und Medizinischen Fachangestellten in einer prospektiven Befragung
2Danube Private University Krems, Österreich
3Uniklinik Köln, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Köln, Deutschland
4, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
Text
Hintergrund: Obwohl hausärztliche Lehrärzt:innen überwiegend intrinsisch motiviert sind, wird der zeitliche Aufwand für die Lehre oft als Barriere genannt. Praxisteams könnten profitieren, wenn das Lernen der Studierenden in der Praxis so optimiert wird, dass auch ein spürbarer Nutzen im Praxisalltag und für das Praxisteam entsteht.
Zielsetzung/Fragestellung: Wir erfragten die Einschätzungen von Studierenden, Hausärzt:innen (HÄ) und medizinischen fachgestellten (MFAs) zum Nutzen, den Studierenden während einer Famulatur im Praxisalltag haben könnten.
Material und Methoden: Aufbauend auf eine qualitative Umfrage entwickelten wir einen Fragebogen mit 12 Items, die möglichen Nutzen von Studierenden in der Praxis erfragen. Studierende, HÄ und MFAs des Famulaturprojekts „Exzellenter Sommer“ gaben ihre subjektive Einschätzung zum Nutzen auf einer 4 stufigen Likert-Skala an. Die Studierenden füllten den Fragebogen vor und nach ihrer Famulatur aus Die Antworten wurden explorativ ausgewertet. Die Einschätzungen der drei Gruppen wurden mittels Varianzanalyse verglichen.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 44 Studierende (Rücklauf 100%), 59 HÄ und 29 MFAs teil. Im Vergleich zu HÄ und MFAs überschätzten die Studierenden initial ihren Nutzen bei Routineaufgaben und ihren Einfluss auf kulturelle Einstellungen. Dagegen unterschätzten sie ihren Beitrag durch aktuelles Wissen und dem Anregen von Selbstreflektion. MFAs nahmen den Einfluss von Studierenden ähnlich wahr wie HÄ, sahen jedoch den Nutzen der Studierenden zur Patientenversorgung positiver. Während der Famulatur näherte sich die Einschätzung der Studierenden in einigen Aspekten denen des Praxisteams an.
Diskussion: Medizinstudierende erwarten, dass sie zum Praxisalltag positiv beitragen. Das kann genutzt werden, indem gemeinsam Aufgaben definiert werden, die das Praxisteam entlasten. Andererseits unterschätzen Studierende, dass sie aktuelles Wissen einbringen können. Hier könnten gezielt mehr Möglichkeiten geschaffen werden, diesen Benefit für Praxisteams auszubauen. MFAs nehmen den Nutzen von Studierenden positiv wahr und können gezielt in die Studierendenbetreuung eingebunden werden
Take Home Message für die Praxis: Studierenden und Praxisteams sollten ihre Erwartungen zum Beitrag der Studierenden zum Praxisalltag abgleichen und gemeinsam Aufgaben definieren, mit denen Studierende positiv beitragen können. Klar wahrnehmbare Benefits durch die Studierendenbetreuung können dazu beitragen, Rekrutierung und Bindung von Lehrpraxen zu erleichtern.