59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Kurzberatung zu Bewegung bei Patient:innen mit koronarer Herzkrankheit: Pilotstudie zur Machbarkeit und Wirksamkeit eines hausärztlichen Trainings (OptiCor)
2Institut für Biometrie und Epidemiologie, Deutsches Diabetes-Zentrum, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
3Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Forschungsschwerpunkt Suchtforschung und Klinische Epidemiologie, Centre for Health and Society (chs), Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
4Department of Family Medicine, Care and Public Health Research Institute (CAPHRI), Maastricht University, Maastricht, Niederlande
5Kommunikation in der Medizinischen Ausbildung (CoMeD), Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
6Hausarztpraxis Reddemann, Deutschland
7Gemeinschaftspraxis Dr. med. Stefanie Meysen & Tobias Meysen, Deutschland
8Patientenvertretung des OptiCor-Projekts und Leiterin der Herz-Gesprächsgruppe, Deutschland
9Patientenvertretung des OptiCor-Projekts und ehrenamtliche Beauftragte der Deutschen Herzstiftung e.V., Deutschland
Text
Hintergrund: Regelmäßige Bewegung ist wichtig im Management der KHK. Die Versorgungsleitlinie empfiehlt Hausärzt:innen (HÄ) ihre Patient:innen dazu zu beraten, was zu selten erfolgt. Barrieren bei HÄ sind v.a. Wissenslücken, Unsicherheiten in der Durchführung und Zeitmangel. Basierend auf Verhaltenstheorie und Vorstudien wurde ein 3,5-stündiges Kleingruppentraining zur Bewegungsberatung nach der 3As-Methode (ask, advise, assist) mit und für HÄ entwickelt.
Zielsetzung/Fragestellung: Prüfung der Umsetzbarkeit des Trainings und der Studienabläufe (z.B. Rekrutierung, Messinstrumente, Materialien) und Analyse erster Implementierungsergebnisse zur Vorbereitung einer pragmatischen cluster-randomisierten kontrollierten Studie (cRCT) zur Wirksamkeit des Trainings auf Häufigkeit und Qualität der Bewegungsberatung bei KHK-Patient:innen.
Material und Methoden: In einem pragmatischen, 2-armigen Pilot-cRCT in Nordrhein-Westfalen wurden elf Praxen (n=17 HÄ) randomisiert: Kontrollgruppe (KG, 5 Praxen mit 9 HÄ) und Interventionsgruppe (IG, 6 Praxen mit 8 HÄ; nach „drop-out“: 5 Praxen mit 6 HÄ). Beide Gruppen erhielten ein 3,5-stündiges Training mit Theorie, Rollenspielen, Reflexion und Praxismaterialien. Die Datenerhebung erfolgte über fünf Wochen vor (KG) bzw. nach (IG) dem Training mittels fragebogenbasierter Patient:innen-Interviews nach hausärztlicher Konsultation. Befragt wurden 52 KHK-Patient:innen der KG und 62 der IG (n=114, 34% weiblich, Alter: 70±12 Jahre). Hauptendpunkte waren die Machbarkeit der Studienabläufe und die patient:innenberichtete Häufigkeit erhaltener Bewegungsberatung, auch gemäß der 3As (Intention-to-Treat-Prinzip).
Ergebnisse: Studiendesign und Training erweisen sich als umsetzbar, mit kleineren Anpassungen für die Hauptstudie (z.B. bei Rekrutierung, Fragebogen, Trainingsablauf). Patient:innen der IG berichteten häufiger (68%, 95%-KI: 55%–79%) über Bewegungsberatung als jene der KG (33%, 95%-KI: 20%–47%). Die 3As-Methode wurde in der IG häufiger umgesetzt (ask: 65%, advise: 39%, assist: 56%) als in der KG (29%, 17%, 23%).
Diskussion: Die Ergebnisse stützen die Durchführung des cRCT zur Prüfung der Wirksamkeit des Trainings. Erste Hinweise zeigen eine gesteigerte Beratungshäufigkeit, auch nach den 3As. Eine Prozessevaluation wird ggf. weiteres Optimierungspotential aufzeigen.
Take Home Message für die Praxis: Ein kurzes, praxisnahes Training nach den 3As könnte Hausärzt:innen helfen, KHK-Patient:innen häufiger und strukturierter zu Bewegung zu beraten. Bestätigt der cRCT die Wirksamkeit, lässt sich Bewegungsberatung nachhaltig in die hausärztliche Versorgung integrieren.