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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Einfluss sozio-ökonomischer Variablen auf das Testergebnis des Tests für Medizinische Studiengänge

Daniel Weppert 1
Malvin Jähn 2
1ITB Consulting GmbH, Institut für Test- und Begabungsforschung, Bonn, Deutschland
2Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät und Psychologisches Institut, Heidelberg, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Internationale Vergleichsstudien zeigen, dass ein höherer sozioökonomischer Status (SES) in Deutschland mit einem höheren Bildungserfolg einhergeht. Daraus ergeben sich für Schüler*innen mit unterschiedlichem SES unterschiedlich gute Chancen, am Bildungssystem und -angeboten teilzuhaben. Vor diesem Hintergrund befasst sich die Studie mit der Frage, ob bzw. inwiefern sich dieser Trend auch bei Kriterien der Studierendenauswahl Medizin fortsetzt. Konkreter Gegenstand der Analysen ist der Test für Medizinische Studiengänge (TMS), welcher gegenwärtig von fast allen medizinischen Fakultäten genutzt wird und durch eine jährliche Zahl von über 22.000 Testteilnehmer*innen sowie eine starke Gewichtung innerhalb der verschiedenen Auswahlquoten einen erheblichen Einfluss auf die Zulassung zum Medizinstudium hat.

Methoden: Im Anschluss an die beiden TMS-Testzeiträume 2024 erfolgte eine Online-Befragung aller TMS-Teilnehmer*innen, welche ihre Einwilligung für die Teilnahme an begleitenden Forschungsmaßnahmen erteilt haben (NFrühjahr=ca. 5000; NHerbst=5139). Die SES-bezogenen Variablen der resultierenden Stichproben (nFrühjahr=1055; nHerbst=1112) wurden anschließend mit den TMS-Testergebnissen verknüpft. Im Fokus der Analysen stand die Berufstätigkeit der Eltern, welche mittels des International Socio-Economic-Index of Occupational Status (ISEI) kodiert wurde. Der Einfluss dieser sowie weiterer SES-bezogener Variablen auf die TMS-Ergebnisse – insbesondere eine mögliche systematische Benachteiligung bestimmter SES-Gruppen – wurde mithilfe von Messinvarianz-Analysen durchgeführt.

Ergebnisse: Deskriptive Statistiken hinsichtlich SES-bezogener Variablen zweier repräsentativer Stichproben von TMS-Teilnehmer*innen werden gegeben. Zusätzlich wird der Einfluss ausgewählter SES-bezogener Variablen auf das TMS-Testergebnis dargestellt. Sofern die Ergebnisse auf einen SES-bezogenen Einfluss hindeuten, werden gemeinsame Merkmale von Testaufgaben analysiert, die mit den beobachteten Effekten in Verbindung stehen könnten. Zudem wird die praktische Relevanz der Effekte bewertet. Ziel ist es, die Ursachen nicht-leistungsbezogener Unterschiede in den Testergebnissen zu identifizieren und darauf aufbauend gezielte Empfehlungen für die zukünftige Testkonstruktion abzuleiten.

Diskussion: In Bezug auf den Einfluss SES-bezogener Variablen auf Auswahlkriterien des Medizinstudiums existieren wenige Befunde. Ebenso ist die Zusammensetzung der Bewerber*innen zu einem Medizinstudium hinsichtlich ihres SES selten wissenschaftlich berichtet. Die vorliegende Studie gibt erste Einblicke in beide Aspekte und zeigt gleichzeitig Implikationen für die Testkonstruktion sowie weitere Forschungsmöglichkeiten auf.

Take Home Message: Der Einfluss SES-bezogener Variablen auf Auswahlkriterien zum Medizinstudium ist wenig beforscht und erscheint vor zunehmenden Diskussionen zur Chancengerechtigkeit von Bewerber'*innen wichtiger denn je.