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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Entwicklung des Supervisionsbedarfs in „Entrustable Professional Activities“ (EPAs) von Medizinstudierenden in Münster

Merle Gebauer 1
Helmut Ahrens 1
Bernhard Marschall 1
Mitja D. Back 2
Simon M. Breil 2
Eva Schönefeld 1
1Universität Münster, Medizinische Fakultät, Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten, Münster, Deutschland
2Universität Münster, Institut für Psychologie, Münster, Deutschland

Text

Fragestellung: Um Medizinstudierende besser auf den Übergang in die praktische Tätigkeit vorzubereiten, definierte die Association of American Colleges 13 grundlegende Entrustable Professional Activities (EPAs) für den ärztlichen Beruf. Diese Kern-EPAs (siehe Abbildung 1 [Fig. 1]) sind mit einem dazugehörigen Anforderungsprofil verknüpft, sodass sie als selbstständige Tätigkeit mit Erreichen der Approbation unter räumlich entfernter Supervision durchgeführt werden können [1]. Die Einschätzung des Supervisionsbedarf sowohl durch Supervisor*innen als auch durch die Studierenden selbst schult dabei sowohl die Fähigkeit zur realistischen Einschätzung von Eigenständigkeit als auch die Verantwortungsübernahme. Trotz vielfachem Einsatz des Konzeptes fehlt es weiterhin an longitudinalen und einheitlichen Maßstäben zur Evaluation und Weiterentwicklung der Kern-EPAs und deren Auswirkungen auf den selbst wahrgenommenen Supervisionsbedarf von Studierenden [2]. Trauen sich Medizinstudierende gegen Ende des Studiums mehr in den Kern-EPAs zu als zu Beginn? Wie entwickelt sich der Supervisionsbedarf in den Kern-EPAs über die Zeit? Gibt es Unterschiede im Supervisionsbedarf für verschiedene Kern-EPAs?

Abbildung 1: Übersicht verwendeter Skalen und deskriptive Ergebnisse
Obere Reihe: Impressionen Limette-Zentrum, verwendete Kern-EPAs und Supervisionslevel. Untere Reihe: Angaben zur Stichprobe (links), grafische Darstellungen des Supervisionsbedarf für Kern-EPAs gemittelt über die Zeit (Mitte) und Supervisionsbedarf für Kern-EPAs im Verlauf der Zeit (rechts).

Methoden: Zur Beantwortung dieser Fragen wurden an der medizinischen Fakultät in Münster Daten von 418 Studierenden (2020-2024) analysiert. Diese absolvierten zwischen dem 6. und 10. klinischen Fachsemester obligatorische Rotationen mit simulierten klinischen Szenarien im „Lernzentrum für individualisiertes medizinisches Tätigkeitstraining und Entwicklung“ (LIMETTE) mit verschiedenen fachlichen Schwerpunkten. Die Studierenden bewerteten wiederholt ihr Zutrauen in die 13 Kern-EPAs bei jeder Rotation auf einer Skala von 0 (keinerlei Zutrauen in eigene Tätigkeit, kein Beobachten) bis 5 (selbstständiges Anleiten ohne eigene Supervision) [3].

Ergebnisse: Erste deskriptive Analysen sowie linear gemischte Modelle zeigen einen leichten Anstieg des Zutrauens über die Zeit, wobei das Ausgangsniveau der Studierenden bereits recht hoch erscheint. Der Supervisionsbedarf variiert z.T. signifikant zwischen einzelnen Kern-EPAs.

Diskussion: Der Anstieg des Zutrauens in den Kern-EPAs lässt schlussfolgern, dass wiederholtes Üben (z.B. in den Rotationen) einen positiven Effekt hat. Welchen Anteil die Rotationen an diesem Effekt haben, bleibt offen, wobei auch der Einfluss methodischer Limitationen sowie andere Einflussfaktoren auf die Selbsteinschätzung der Studierenden zu berücksichtigen sind. Der variierende Zuwachs an Zutrauen zwischen Kern-EPAs lässt vermuten, dass sich die Studierenden in manchen Kern-EPAs sicherer fühlen als in anderen. Methodische Überlegungen zur Weiterentwicklung EPA-basierter Bewertungsmodelle sowie zur Operationalisierung von „Erfolg“ in dieser Art der Evaluation sind erforderlich.


Literatur

[1] Association of American Medical Colleges. Core Entrustable Professional Activities for Entering Residency Curriculum Developers‘ Guide. Washington (DC): Association of American Medical Colleges; 2014.
[2] Amiel JM, Andriole DA, Biskobing DM, Brown DR, Cutrer WB, Emery MT, Mejicano GC, Ryan MS, Swails JL, Wagner DP; Association of American Medical Colleges Core EPAs for Entering Residency Pilot Team. Revisiting the Core Entrustable Professional Activities for Entering Residency. Acad Med. 2021;96(7S):S14-S21. DOI: 10.1097/ACM.0000000000004088
[3] Chen HC, van den Broek WES, ten Cate O. The Case for Use of Entrustable Professional Activities in Undergraduate Medical Education. Acad Med. 2015;90(4):431. DOI: 10.1097/ACM.0000000000000586