Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Bindungspotential der Nürnberger interprofessionellen Ausbildungsstation (NIPSTA) für den Berufsstart am Klinikum Nürnberg
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Seit 2014 bietet die Paracelsus Medizinische Universität (PMU) in Kooperation mit dem Klinikum Nürnberg ein vollständiges und in der EU anerkanntes Studium der Humanmedizin an. Mit dem Start dieses fünfjährigen Curriculums begann in Nürnberg eine bis heute andauernde strukturierte interprofessionelle Ausbildung von Medizinstudierenden und Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege der Akademie Klinikum Nürnberg [1], an der inzwischen über 1.000 Personen teilgenommen haben.
Rund um die interprofessionelle Ausbildung ist in Nürnberg eine kontinuierliche Weiterentwicklung gelungen. So wird die interprofessionelle Ausbildung seit 2017 über 2.5 Jahre hinweg als siebenteiliges Longitudinalcurriculums angeboten, u.a. zu Themen wie Fehlerkultur, Notfälle, Anamnese/Übergabe, Ethik oder breaking bad news. Seit 2019 gibt es als freiwillige Ergänzung die Möglichkeit, in Anlehnung an die Heidelberger HIPSTA vier Wochen auf der Nürnberger interprofessionellen Ausbildungsstation NIPSTA eigenständig Patient*innen zu betreuen [2].
Seit 2023 sind die interprofessionellen Lehreinheiten verpflichtender Bestandteil der Curricula. Außerdem werden inzwischen auch Studierende der BA-Studiengänge Hebammenwissenschaft und Digitales Gesundheitsmanagement der Technischen Hochschule Nürnberg in das interprofessionelle Longitudinalvurriculum eingebunden.
Vor diesem Hintergrund ist die Nürnberger Interprofessionelle Arbeitsgruppe der Frage nachgegangen, in welcher Weise sich die Teilnahme an einer vierwöchigen Mitarbeit auf der interprofessionellen Ausbildungsstation NIPSTA bei den beteiligten Medizinstudierenden auf den weiteren Verbleib am Klinikum Nürnberg auswirkt - ist doch ein wichtiges Ziel der universitären Entwicklung des Nürnberger Klinikums die eigene Nachwuchssicherung im Ärztlichen Dienst.
In die Analyse wurden vier PMU-Jahrgänge einbezogen: 2014, 2015, 2018 und 2019. Für die Jahrgänge 2016 und 2017 mussten die NIPSTA-Hospitanzen wegen der Covid-Pandemie entfallen. Über diese vier Jahrgänge hinweg liegt die „Klebequote“ bzw. der Bindungseffekt bei 54,48%. Damit hat über die Hälfte derjenigen Medizinstudierenden, die in ihrem fünften, klinisch-praktischen Jahr an einem NIPSTA-Einsatz teilgenommen haben, das Klinikum Nürnberg auch für ihren Berufsstart gewählt. Diese Quote liegt deutlich über der sonstigen, durchschnittlichen Bleibequote, die in der Regel zwischen 30 und 40% liegt. Systematische Unterschiede zwischen den beteiligten Fachbereichen Allgemeinchirurgie, Gastroenterologie und Urologie (neu) zeigten sich dabei nicht.
Die Ergebnisse werden im Hinblick auf die professionelle wie interprofessionelle Sozialisation [3] diskutiert und auch die Frage, ob sich mehr Studierende von vorherhin für eine NIPSTA-Hospitanz interessieren, wenn sie ohnehin einen Berufsstart am Klinikum planen und ob sich die NIPSTA-Mitarbeit auch langfristig auswirkt, d.h. auch auf den längeren Verblieb am Klinikum Nürnberg.
Literatur
[1] Kolb S, Vasilakis T, Stein B, Stadelmann J, Münzinger A, Fley G, Hach I, Jassmann M, Härlein J. Attitudes and preferences concerning interprofessional education of first-year students and experienced medical and nursing staff. J Interprof Care. 2017;31(2):164-166. DOI: 10.1080/13561820.2017.1283301[2] Mihaljevic AL, Schmidt J, Mitzkat A, Probst P, Kenngott T, Mink J, Fink CA, Ballhausen A, Chen J, Cetin A, Murrmann L, Müller G, Mahler C, Götsch B, Trierweiler-Hauke B. Heidelberger Interprofessionelle Ausbildungsstation (HIPSTA): a practice- and theory-guided approach to development and implementation of Germany’s first interprofessional training ward. GMS J Med Educ. 2018;35(3):Doc33. DOI: 10.3205/zma001179
[3] Mink J, Mitzkat A, Scharzbeck V, Mihaljevic A, Trierweiler-Hauke B, Götsch B, Mahler C. Interprofessionelle Sozialisation und Zusammenarbeit auf einer interprofessionellen Ausbildungsstation – eine rekonstruktive Analyse [Interprofessional socialization and collaboration on an interprofessional training ward – a reconstructive analysis]. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2022;169:94-102. DOI: 10.1016/j.zefq.2022.01.003