Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Digitale Kompetenzen im Medizinstudium – Entwicklung und Implementierung eines longitudinalen Curriculums mit Online-Kurs im OER-Format
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Die Integration digitaler Elemente in bestehende Curricula des Medizinstudiums gestaltet sich oft schwierig und erreicht vielfach nur einen Teil der Studierenden [1]. Digitale Kompetenzen werden in allen medizinischen Fachbereichen benötigt, sodass eine Integration als fächerübergreifendes longitudinales Curriculum sinnvoll erscheint.
Methoden: Orientiert am „Six-Step-Approach“ von Kern wurden nach der Problemidentifikation und allgemeinen Bedarfsanalyse die Bedarfe der Zielgruppen mittels Fragebogenbefragung bei Studierenden und ergänzenden Interviews mit Lehrenden erhoben. Anschließend wurden Lernziele und Lehrstrategien entwickelt, implementiert und fortlaufend evaluiert.
Ergebnisse: Anhand des NKLM [https://nklm.de/zend/menu] und des Lernzielkatalogs der Arbeitsgruppe „Medizininformatik – Lehre in der Medizin“ wurden Lernziele definiert und die Inhalte in Zusammenarbeit mit Studierenden ausgearbeitet. Als Lehrstrategie wurde ein interaktiver Online-Kurs gewählt, der in die Präsenzlehre eingebunden werden kann. In 14 Modulen wurde im Rahmen einer Projektförderung für das landesweite Online-Portal für Studium und Lehre (Open Resources Campus, ORCA.nrw [https://www.orca.nrw/]) ein Selbstlernkurs „Digitalisierung im Kontext der Medizin“ (DiKoMed) im OER-Format, basierend auf dem Qualitätssicherungsinstrumentes des Hamburger Modells [2], entwickelt. Die Lernzielüberprüfung erfolgt multimodal. Die Module sind so konzipiert, dass sie als Wissensbasis dienen oder im Sinne eines Blended-Learning-Formats in Lehrveranstaltungen eingebunden werden können. Fallbeispiele aus dem Lehr- und Klinikalltag erleichtern dies. Die Vorabbefragung zu Einstellung und Wissen von Studierenden zum Thema als Vorbereitung auf die begleitende Evaluationsstrategie zeigte einen hohen Bedarf und den Wunsch nach einer verpflichtenden Einbindung in die Lehre mit hybriden Methoden. Lehrende verschiedener Disziplinen setzten unterschiedliche Schwerpunkte zur Integration von digitalen Themen in das Curriculum. Darauf aufbauend erfolgt eine fortlaufende Evaluation zu Zufriedenheit und Akzeptanz des Formats.
Diskussion: In unserem Beitrag beschreiben wir den Prozess der Entwicklung und Implementation eines longitudinalen, integrierten Curriculums im Medizinstudium und anderen Gesundheitsfachberufen. Das gewählte Format ist flexibel und adaptierbar und kann in bestehende Kursformate integriert werden [3]. Die modulare und fachunabhängige Entwicklung des Kurses ermöglicht eine interprofessionelle Nutzung und fördert den gemeinsamen Fortschritt der Gesundheitsberufe im Bereich Digitalisierung. Herausforderungen und förderliche Faktoren bei der Entwicklung und Implementierung werden kritisch beleuchtet.
Take Home Message: Die erfolgreiche Integration digitaler Themen in medizinische Curricula erfordert ein interdisziplinäres Konzept. Die Zusammenarbeit mit Studierenden und Lehrenden ist essenziell, um Akzeptanz, Qualität und Nachhaltigkeit eines longitudinalen digitalen Curriculums zu gewährleisten.
Literatur
[1] Aulenkamp J, Mikuteit M, Löffler T, Schmidt J. Overview of digital health teaching courses in medical education in Germany in 2020. GMS J Med Educ. 2021;38(4):Doc80. DOI: DOI: 10.3205/zma001476[2] Mayrberger K, Zawacki-Richter O, Müskens W. Qualitätsentwicklung von OER – Vorschlag zur Erstellung eines Qualitätssicherungsinstruments für OER am Beispiel der Hamburger Open Online University. Sonderband zum Fachmagazin Synergie. Hamburg: Universität Hamburg; 2018. p.26-47. DOI: 10.25592/978.3.924330.67.5
[3] Brunner M, McGregor D, Keep M, Janssen A, Spallek H, Quinn D, Jones A, Tseris E, Yeung W, Togher L, Solman A, Shaw T. An eHealth Capabilities Framework for Graduates and Health Professionals: Mixed-Methods Study. J Med Internet Res. 2018;20(5):e10229. DOI: 10.2196/10229