Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Good or Bad Science, How can I know it? Ein innovatives Lehrformat zur Stärkung von Forschungskompetenzen und wissenschaftlichem Dialog
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Die Einführung von Studierenden in die kritische Analyse wissenschaftlicher Informationen stellt eine zentrale Herausforderung in der medizinischen Ausbildung dar. Lehrformate sind erforderlich, die nicht nur praktische Forschungskompetenzen vermitteln, sondern auch die Struktur wissenschaftlichen Denkens berücksichtigen [1]. Daher haben wir einen experimentellen Kurs entwickelt, der Medizinstudierende durch interaktives Lernen aktiv in den wissenschaftlichen Diskurs und kritisches Denken einbezieht.
Methoden: Der Kurs „Good or Bad Science – How Can I Know It?“ besteht aus drei Abschnitten innerhalb einer zweistündigen Sitzung: Einführung, themenspezifische Diskussion und Fazit. Die Studierenden arbeiten aktiv, interagieren eng mit Dozierenden und bearbeiten praxisnahe Aufgaben zu aktuellen wissenschaftlichen Herausforderungen. Abschnitt 1 aktiviert das Vorwissen zur Bewertung wissenschaftlicher Qualität und betont den wissenschaftlichen Austausch. Abschnitt 2 fokussiert die Bearbeitung problemorientierter Aufgaben in Kleingruppen, deren Ergebnisse im Plenum diskutiert werden. Abschnitt 3 festigt das Wissen mit praxisrelevanten Werkzeugen und Take-Home Messages. Die Interaktivität wird durch Kleingruppendiskussionen, digitale Kollaborationswerkzeuge und eine Online-Lernplattform sichergestellt. Das erste Thema war „Predatory Conferences and Journals“, die viele Studierende aufgrund begrenzter akademischer Erfahrung nicht erkennen.
Ergebnisse: Im SoSe 2024 nahmen 34 Studierende teil, von denen 91% Promovierende waren, was auf ein besonderes Interesse forschender Studierender hinweist. Gruppendiskussionen zeigten den Einfluss curricularer Gute Wissenschaftliche Praxis Kurse, aber auch Lücken im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs. Die quantitative Evaluation ergab hohe Bewertungen für Kursstruktur, Relevanz und Lernatmosphäre. Die Selbsteinschätzung der Studierenden zeigte erhebliche Wissenszuwächse (70% für „gute/schlechte Wissenschaft“, 78% für „Predatory Conferences“). Die qualitative Rückmeldung hob insbesondere die Wertschätzung für Interaktivität, praxisnahes Problemlösen und die Relevanz von „Predatory Conferences“ hervor, mit Vorschlägen zur Erweiterung des Kurses um „Predatory Journals“ und KI-gestützte Werkzeuge.
Diskussion: Durch interaktives, studierendenzentriertes Lernen fördert die Intervention den Studierenden eine Erweiterung ihrer Kompetenzen in kritischem Denken und wissenschaftlichem Diskurs. Die modulare Kursstruktur ermöglicht flexible Themen und stärkt die Studierenden-Lehrenden-Interaktion, wodurch das wissenschaftliche Engagement gefördert und die Anpassungsfähigkeit an neue Forschungsthemen sichergestellt werden.
Take Home Message: Interaktive, studierendenzentrierte Lehrformate unterstützen die Ausbildung zukünftiger Ärzt*innen, indem sie kritisches Denken stärken und die aktive Teilnahme am wissenschaftlichen Diskurs fördern.