Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Welche Fort- und Weiterbildungsangebote wünschen sich klinisch tätige Reha-Mitarbeitende und welche Barrieren/Förderfaktoren sind von Bedeutung für deren Inanspruchnahme? Ergebnisse eines Online-Surveys (INFORM-Studie)
2Universität Potsdam, Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, Professur für Rehabilitationsmedizin, Potsdam, Deutschland
3Klinik am See, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Ziel der INFORM-Studie war die Erfassung von Bedarfen, Barrieren und Förderfaktoren von Fort- und Weiterbildungen bei klinisch tätigen Mitarbeitenden in der Rehabilitation.
Methoden: Zunächst wurden berufsgruppenspezifische und -übergreifende Gruppendiskussionen und Einzelinterviews durchgeführt und mit qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet [1]. Zur Validierung/Quantifizierung der qualitativen Ergebnisse wurde anschließend ein Online-Survey entwickelt, der über Fachgesellschaften/Berufsverbände sowie zusätzlich in Rehabilitationskliniken deutschlandweit beworben wurde.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 431 vollständig ausgefüllte Fragebögen klinisch tätiger Reha-Mitarbeitender aus 11 Berufsgruppen deskriptiv ausgewertet. Die überwiegend weiblichen Teilnehmenden (72%) waren im Mittel 47 Jahre alt (±12). Die mediane Berufserfahrung in der Rehabilitation betrug 10 Jahre (min. 0,1-max. 40,6), bei 63 Teilnehmenden lag sie ≤2 Jahren.
Bei der Auswahl gewünschter Angebotsformen (Mehrfachauswahl möglich) gaben die Teilnehmenden besonders häufig an, Online-Fortbildungen (78%), Fachaustausche in der eigenen Berufsgruppe (78%), hausinterne Schulungen im Reha-Team (76%) sowie berufsübergreifende klinikexterne Präsenzveranstaltungen (66%) zu bevorzugen. Physiotherapeut*innen wählten Online-Fortbildungen (57%) und Online-Selbstlernplattformen (25%) seltener als andere Berufsgruppen. Die Mehrheit der Teilnehmenden zog Angebote während der Arbeitszeit vor (81%), wobei diese Option am seltensten von Ärzt*innen gewählt wurde (63%).
Auf einer Skala von 0-100 wurden „rehabilitationsspezifisches Fachwissen zu Krankheitsbildern“ (77), „Motivierung von Rehabilitand*innen“ (76), „Kommunikation und Gesprächsführung mit Rehabilitand*innen“ (76) sowie „Umgang mit Arbeitsbelastungen“ (72) die relevantesten Fortbildungsthemen für den Berufsalltag bewertet.
Als Barrieren für die Inanspruchnahme von Angeboten wie Fort- und Weiterbildungen wurden vor allem die Kosten und der Zeitaufwand für Angebote in Präsenz sowie eine schwere Vereinbarkeit der Angebote mit dem Berufs-/Privatleben angegeben. Förderlich für die Angebotsinanspruchnahme seien neben einer hohen Eigenmotivation die Unterstützung durch Führungskräfte und die Verfügbarkeit von hausinternen bzw. Online-Angeboten. Etwa die Hälfte der Teilnehmenden sah Vorgaben zur Weiterqualifizierung als Förderfaktor (siehe Abbildung 1 [Fig. 1]).
Abbildung 1: Wahrnehmung von Förderfaktoren und Barrieren der Angebots-Inanspruchnahme in der Rehabilitation (n=431)
Diskussion: Die in den qualitativen Erhebungen als relevant identifizierten Fortbildungs-Themen und Faktoren der Angebotsnutzung konnten im Online-Survey größtenteils bestätigt werden. Durch die Quantifizierung anhand des Surveys wurden mitunter große Unterschiede zwischen den Berufsgruppen sichtbar.
Take Home Message: Klinisch tätige Reha-Mitarbeitende benötigen vielseitige und auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Fortbildungsangebote, um die unterschiedlichen Bedürfnisse und Barrieren der Berufsgruppen zu berücksichtigen.