Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Herausforderungen und Bewältigungsstrategien zu Beginn der internistischen Weiterbildung an deutschen Universitätskliniken aus Perspektive der Assistenzärztinnen und -ärzte
2Zentralklinikum Bad Berka, Klinik für Nephrologie, Bad Berka, Deutschland
Text
Fragestellung: Der ärztliche Berufsstart wird durch internistische Assistenzärzt*innen als herausfordernd beschrieben. Über Defizite einer Weiterbildung speziell an Universitätskliniken liegen nur begrenzte Erkenntnisse vor. Ziel dieser Arbeit ist daher, Herausforderungen und Bewältigungsstrategien zu Beginn der internistischen Weiterbildung an deutschen Universitätskliniken zu untersuchen.
Methoden: Es wurden 13 leitfadenbasierte Einzelinterviews mit internistischen Assistenzärzt*innen (1.-3. Weiterbildungsjahr, 6 weiblich) geführt, welche an deutschen Universitätskliniken praktizierten und 24-33 (mdn=28) Jahre alt waren. Die Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert, anonymisiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Es wurde ein induktives Kategoriensystem erstellt.
Ergebnisse: Vier Kategorien konnten induktiv gebildet werden. In der Kategorie „spezifische Anforderungen und Aufgabenfelder“ wurde von täglich relevanten Aufgabenbereichen wie Patientenmanagement und Dokumentation berichtet sowie der Verantwortungsübernahme und dem Zeigen professionellen Verhaltens. Die Kategorie „Lernprozesse“ zeigte, dass die meisten der Befragten mit vielen der täglichen Anforderungen zuvor kaum Kontakt hatten und diese als herausfordernd empfanden. Schwer fiel den Befragten die klinische Anwendung von Studienwissen, auch fehlten ausreichend praktische Fertigkeiten. Häufige Bewältigungsstrategien stellten neben der Recherche praxisrelevanter Inhalte das Zurückgreifen auf das ärztliche Kollegium und Pflegekräfte dar. In der Kategorie „persönliche Ressourcen“ wurden vorherige Praxiserfahrungen, z.B. durch Nebentätigkeiten oder Berufsausbildungen, als hilfreich beschrieben. In der Kategorie „Soziale Wechselwirkungen“ wurde über eine Verlagerung von Kontakten an den Arbeitsplatz sowie ein erhöhtes Stresslevel berichtet.
Diskussion: Unsere Studie betont Problemfelder zu Beginn der internistischen Weiterbildung an Universitätskliniken und zeigt Lösungsansätze auf. Die Diskrepanz zwischen inhaltlichen Schwerpunkten des Studiums, insbesondere der Grundlagenfächer, und Anforderungen des ärztlichen Berufsalltags wird deutlich. Zudem wird die Wichtigkeit wissenschaftlichen Arbeitens hervorgehoben, gleichzeitig die fehlende Vermittlung und Integration eigener Forschung aufgedeckt. Die Befragten kompensierten Defizite am Arbeitsplatz durch ihr Umfeld und Recherchefähigkeiten, was auf eine fehlende Ausbildung und Weiterbildungsstrukturen hinweist. Unsere Studie unterstreicht daher die Notwendigkeit optimierter medizinischer Curricula mit Blick auf Praxisbezug und Wissenschaftlichkeit, gleichzeitig gilt es, ausreichend unterstützende Strukturen im Klinikalltag zu etablieren.
Take Home Messages:
- Berufsalltägliche Anforderungen sind im Studium hintergründig.
- Es fehlt an Vermittlung und Integration von Wissenschaftskompetenz.
- Die medizinische Aus- und Weiterbildung erfordert praxisorientierte Anpassungen.