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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Wieviel Spiritual Care gehört ins Medizinstudium? Die Sicht der Studierenden

Bernd Alt-Epping 1
Patrick Schuchter 2
Eckhard Frick 3
1Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Palliativmedizin, Heidelberg, Deutschland
2Universität Graz, Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung, Graz, Österreich
3TU München, Hochschule für Philosophie, München, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Vor allem Menschen mit fortgeschrittenen, lebenslimitierenden Grunderkrankungen haben neben allen medizinischen, pflegerischen und psychosozialen Problemen auch Fragen zu existenziellen Themen, zum Lebenssinn und zur Einordnung ihres zu Ende gehenden Lebens in einen größeren Zusammenhang. Traditionell greift die Seelsorge diese Fragen von Patienten und Angehörigen auf, dennoch besteht Konsens, dass alle involvierten Berufsgruppen, auch Ärzt*innen, eine Wahrnehmung dieser spirituellen Bedürfnisse haben sollten, sowie eine Grundkenntnis, wie diese Nöte von den primären therapeutischen Bezugspersonen aufgegriffen (und nicht abgewehrt oder wegdelegiert) werden könnten. Spirituelle und existenzielle Themen sind bislang nur selten Teil des Medizinstudiums, und werden nur gelegentlich z.B. im QB13 Palliativmedizin adressiert. Welche Erfahrungen haben Studierende bislang mit dem Thema im Studium gemacht? Soll Spiritual Care expliziter im Medizinstudium verankert werden? Wenn ja, wo im Curriculum? In welchen Lehrformaten? Mit welchem Grad der Eigenständigkeit? Bis hin zum eigenen benoteten Schein?

Methodik: Auf dem Bundeskongress der Bundevertretung der Medizinstudierenden Deutschland (bvmd) 12/2022 wurde eine Fokusgruppendiskussion zum Thema „Spiritual Care im Medizinstudium?“ durchgeführt und die Perspektive der Studierenden exploriert. Das Audiotape wurde transkribiert, kodiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Es wurden Einstellungen, Wünsche und Erfahrungen der Medizinstudierenden erfasst. Die teilnehmenden Studierenden sehen, dass spirituelle und existenzielle Fragen und die Offenheit und Kompetenz, mit diesen umzugehen, für ihren angestrebten Beruf wichtig sein werden. Eine Haltung, dass man als Wissenschaftler*in mit dem Themenfeld Spiritualität nichts zu tun haben möchte, wurde abgelehnt. Weitre Auswertungskategorien bezogen sich auf Wünsche an die curriculare Vermittlung spiritueller Kompetenzen und nach dem Grad der Verpflichtung, aber auch auf den Wunsch, bei der Umsetzung spiritueller Unterstützung nicht alleine gelassen zu werden.

Diskussion: Fachpolitisch engagierte Medizinstudierende mit Erfahrung in der curricularen Entwicklung unterstreichen die Bedeutung existenzieller Themen und die diesbezügliche professionelle Unterstützung gerade für schwer und lebenslimitierend erkrankte Patient*innen und deren Angehörige, und fordern die Vermittlung der dazu nötigen Kompetenzen im Medizinstudium. Grundlegendes Wissen könnte in Pflichtveranstaltungen vermittelt werden, während weiterführende freiwillige Veranstaltungen Raum für Austausch und Selbstreflexion in geschütztem Rahmen bieten.

Danksagung: Herzlichster Dank geht an den Vorstand der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd).


Literatur

[1] Wenham J, Best M, Kissane DW. An online survey of Australian medical students‘ perspectives on spiritual history taking and spiritual care. J Relig Health. 2024;63(1):257-273. DOI: 10.1007/s10943-023-01897-2
[2] Batzler YN, Stricker N, Bakus S, Schallenburger M, Schwartz J, Neukirchen M. Implementing spiritual care education into the teaching of palliative medicine: an outcome evaluation. BMC Med Educ. 2024;24(1):411. DOI: 10.1186/s12909-024-05415-0
[3] Alt-Epping B, Berberat PO, Büssing A, Elster L, Frick E, Gross M, Kopf A, Müller M, Ohls I, Reininger KM. Spiritual Care im Medizinstudium – ein Positionspapier. Spiritual Care. 2021;10(3):308-312. DOI: 10.1515/spircare-2021-0041