Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Ergänzung eines modularen Studiengangs: Bedarfe und Lernziele für ein longitudinales Mentoring für Medizinstudierende
Text
Fragestellung/Zielsetzung: In integrierten Curricula von Modellstudiengängen können der fehlende Fächerbezug und eine oft kleinteilige Veranstaltungsplanung [1] den kontinuierlichen Kontakt zwischen Dozierenden und Studierenden erschweren. Im Modellstudiengang Medizin der Charité-Universitätsmedizin Berlin vermissen Dozierende und Studierende fehlende persönliche Kontinuität und Bindung. Diese sind jedoch essentiell für die Entwicklung von ärztlicher Identität und Professionalität [2]. Mit dem Pilotprojekt „LongProf-Charité“ wurde ein außer-curriculares Angebot zur longitudinalen Begleitung von Medizinstudierenden gestartet.
Methoden: Seit 2024 entwickelt eine interprofessionelle Arbeitsgruppe an der Charité ein longitudinales studienbegleitendes Curriculum basierend auf dem Projekt „LongProf“ am Universitätsklinikum Jena [3] mit Fokus auf Themen der Professionalitätsentwicklung: „LongProf Charité“. Die Themen des Curriculums können flexibel auf die Bedarfe der Teilnehmenden angepasst werden. Feste Gruppen von Studierenden treffen sich über das gesamte Studium hinweg einmal pro Semester für vier Zeitstunden mit einem festen interprofessionellen Mentor*innen-Team, um strukturiert einen Themenschwerpunkt zu bearbeiten. Angebote wie z.B. reflektives Schreiben oder Impulsbriefe ergänzen das Curriculum. Die Dozierenden sind qualifizierte Lehrende aus verschiedenen Fachrichtungen an der Charité. In einer ersten Zwischenevaluation wurden die Studierenden nach Gründen für die Teilnahme, Erwartungen sowie die Zufriedenheit mit dem Angebot befragt.
Ergebnisse: Im Sommersemester 2024 starteten die ersten drei Kohorten von „LongProf-Charité“ mit jeweils 12-15 Studierenden, im Wintersemester 24/25 startete eine weitere Gruppe mit 15 Studierenden. Die Studierenden gaben als Gründe für ihre Teilnahme, Interesse an einer kontinuierlichen Begleitung über den gesamten Studienverlauf an und wünschen sich in vertrautem Rahmen Austausch und Reflektion über Themen, die bisher kaum im Curriculum abgebildet sind, wie z.B. ärztliche Identität, den Umgang mit Herausforderungen der ärztlichen Tätigkeit und der Karriereentwicklung. Die Ergebnisse der Evaluation zeigen eine hohe Zufriedenheit mit dem Angebot. Insbesondere die Gelegenheit zum Austausch über Themen der Identitätsfindung und die vertrauensvolle und geschützte Atmosphäre werden positiv hervorgehoben.
Diskussion: Neue, integrierte Curricula können neben vielen Vorteilen auch nicht-intendierte negative Aspekte mit sich bringen, wie ein hohes Lernpensum und wenig kontinuierliche Begleitung durch Dozierende. Diese Nachteile können in einem ergänzenden longitudinal-konzipierten Lehrformat addressiert werden. Langfristig ist eine bessere Dozierendenbindung für alle Studierenden im Kerncurriulum notwendig.
Mit dem LongProf-Charité-Projekt werden Nachteile des Modellstudiengangs addressiert. Eine bessere Dozierendenbindung für alle Studierenden könnte durch eine Ergänzung des Kerncurriculums erreicht werden.
References
[1] Harden RM. The integration ladder: a tool for curriculum planning and evaluation. Med Educ. 2000;34(7):551-557. DOI: 10.1046/j.1365-2923.2000.00697.x[2] Sternszus R, Steinert Y, Razack S, Boudreau JD, Snell L, Cruess RL. Being, becoming, and belonging: reconceptualizing professional identity formation in medicine. Front Med (Lausanne). 2024;11:1438082. DOI: 10.3389/fmed.2024.1438082
[3] Schmidt K, Siller K, Rißmann J, Andlauer M, Feustel J, Klein F, Petruschke I, Schulz S. Professional development of medical students – piloting a longitudinal curriculum at Jena University Hospital (LongProf). GMS J Med Educ. 2024;41(4):Doc44. DOI: 10.3205/zma001699