Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Interprofessionelle Ausbildungsstation Saar (IPSAAR) – Interprofessionelle Lehre für Auszubildende von Pflegefachberufen und PJ-Studierende in einer pädiatrischen Tagesklinik
2Universitätsklinikum des Saarlandes, Schulzentrum, Saarbrücken, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Interprofessionelle Lehre und interprofessionelles Lernen gewinnt in Deutschland, Österreich und der Schweiz immer mehr an Aufmerksamkeit und Bedeutung. Dennoch sind wir weiterhin weit davon entfernt flächendeckend eine Interprofessionelle Ausbildung mit vergleichbaren Standards anbieten zu können. In der medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes gab es bisher kein curricular verankertes interprofessionelles Lehrprojekt. Gleichzeitig gestaltet sich die Patientenversorgung in der Kinder- und Jugendmedizin zunehmend ambulant und in Tageskliniken. Um auch in dieser Struktur eine adäquate Versorgung der kleinen Patienten zu erreichen, ist ein noch höheres Maß Organisation und Kommunikation und daher auch ein hohes Maß an interprofessioneller Zusammenarbeit gefordert.
Dies bietet aus unserer Sicht den idealen Ausgangspunkt für die Etablierung einer pädiatrischen, interprofessionellen Ausbildungs-Tagesklinik nach Vorbild der Interprofessionellen Ausbildungsstation (IPSTA).
Methoden: Literaturrecherche und Formulierung eines Curriculums für eine interprofessionelle Ausbildungs-Tagesklinik. Erhebung der Interprofessionellen Haltungen vor und nach Durchlaufen der Interprofessionellen Ausbildungsstation mittels der deutschen Version des UWE-IP sowie ICCAS (Revised, 2018). Qualitative Erhebung des subjektiven Lernerlebens in Fokusgruppen und Analyse der Daten mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz. Zusätzlich Evaluation der Lehrveranstaltung mit semistrukturierten Fragebögen.
Ergebnisse: Wir berichten die Erfahrungen der ersten 7 Kohorten. Die Studierenden und Auszubildenden bewerten den Lernerfolg der Veranstaltung als sehr gut. Sie fühlten sich zu keiner Zeit überfordert, insbesondere hinsichtlich fachlicher Anforderungen und Arbeitsdichte.
Die Auswertung des UWE-IP zeigt insbesondere im Erleben der interprofessionellen Interaktion und Beziehung eine positive Veränderung. Auch der ICCAS bildet einen Zugewinn an interprofessionellen Kompetenzen durch die Lehrveranstaltung ab. Die Auswertung der qualitativen Erhebung, die Anzahl der Bewerbungen für die Rotation auf die IPSAAR und die hohe Quote an Bewerbungen auf Assistenzarzt Stellen unter den Absolvent*innen belegen eine sehr gute Akzeptanz des Konzeptes.
Diskussion: Ausbildung in einer interprofessionellen Tagesklinik bietet eine ideale Umgebung, um in kurzer Zeit fundierte klinische und kommunikative Kompetenzen zu erlangen. Hier kann neben einer großen Vielfalt allgemeinpädiatrischer Krankheitsbilder auch die Kollaboration einzelner Berufsgruppen in so hoher Dichte erfahren und eingeübt werden wie es in der stationären Versorgung kaum möglich ist. Somit bietet die IPSAAR-Tagesklinik eine ideale Umgebung, um in kurzer Zeit fundierte klinische und kommunikative Kompetenzen zu erlangen.
Eine Partizipation weiterer Berufsgruppen wie Physiotherapie, Diätassistenz und Orthoptik ist aufgrund der klinischen Vielfalt möglich und dringend in Planung.
References
[1] Darmann-Finck I, Einig C. Curriculumentwicklung für interprofessionelles Lernen, Lehren und Arbeiten. In: Ewers M, Paradis E, Herinek D, editors. Interprofessionelles Lernen, Lehren und Arbeiten: Gesundheits- und Sozialprofessionen auf dem Weg zur kooperativen Praxis. Weinheim: Beltz Juventa; 2019. p.85-101.[2] Kuckartz U, Rädiker S. Qualitative Inhaltanalyse, Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim: Beltz Juventa; 2022.
[3] Berger S, Hermann K, Pollard K, Stock C, Szecsenyi J, Mahler C. Einstellungen von StudentInnen zu Kommunikation, Teamarbeit und interprofessionellem Lernen: Übersetzung des „University of the West of England“ Interprofessionellen Fragebogens (UWE-IP) ins Deutsche. In: Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 25.-27.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP06_07. DOI: 10.3205/13gma055