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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Neue Ansätze und etablierte Modelle für die Steigerung der geschlechtssensiblen Lehre in der Medizin

Laura Wortmann 1
Sabine Oertelt-Prigione 1,2
1Universität Bielefeld, AG Geschlechtersensible Medizin, Bielefeld, Deutschland
2Radboud University, Gender Unit, Department of Primary and Community Care, Nijmegen, Niederlande

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Die Vermittlung einer Geschlechterspezifischen und Geschlechtersensiblen Medizin kann die Qualität der medizinischen Versorgung für alle Geschlechter verbessern [1]. Die verfügbare Literatur über die Umsetzung von Geschlechtersensibler Medizin in der medizinischen Ausbildung ist jedoch begrenzt, und es fehlt an theoretischen Modellen und Best-Practice Beispielen [2]. Der Beitrag umfasst ein narratives Review, welches ein neues theoretisches Modell zur systematischen Klassifizierung der Integration geschlechtersensibler Inhalte in der medizinischen Ausbildung vorstellt.

  • Wie können Medizinische Fakultäten mit verschiedenen Ausgangssituationen und Standortbedingungen Geschlechtersensible Medizin curricular integrieren?
  • Welche Kompetenzen können die Studierenden erlangen?

Methoden: Die Literatur für diesen narrative Review wurde auf zwei Wegen zusammengetragen: durch die Suche in den medizinischen Datenbanken PubMed/Medline, Cochrane und Embase und durch Schneeballsysteme. Inklusions-Kriterien waren Publikationen in Englisch, Deutsch oder Französisch, inklusive non-peer reviewed Publikationen wie Editorials oder Konferenz-Abstracts. Die durchgeführte Literatursuche war iterativ und rekursiv.

Ergebnisse: Wir stellen ein neues Modell für die Integration Geschlechtersensibler Medizin in die medizinische Ausbildung vor, adaptiert von der „Gender Responsive Assessment Scale“ (GRAS) der WHO (2011) [3]. Das neue Modell ist ein theoretisches Framework, um die curriculare Integration der Geschlechtersensiblen Medizin systematisch zu evaluieren. Die Stufen der GRAS stellen diese Implementierung auf Ebenen des Inhalts, des Sprach- und Bildgebrauchs, der praktischen Lehre, sowie der Lernziele dar. Daneben sind die bei den Lernenden curricular vermittelten (Geschlechter-/Diversitäts-)Kompetenzen dargestellt.

Der Posterbeitrag stellen Leitfragen zu den einzelnen Stufen vor. Diese können sich Lehrende sowie Fakultätsmitarbeitende stellen, und so die Integration von Geschlechtersensibler Medizin in ihrem Curriculum evaluieren.

Diskussion: Die Implementierung der Geschlechtersensiblen Medizin in das medizinische Curriculum ist ein stufenweiser Prozess. Da die Stufen ineinander übergehen, ist es nicht immer möglich, diese scharf voneinander zu trennen.

Das vorgestellte Modell stellt eine dringend benötigte theoretische Grundlage für die Entwicklung zukünftiger evidenzbasierter Implementierungsrichtlinien und Best-Practice Beispiele dar. Lehrende sowie Medizinische Fakultäten sollten ihre curriculare Integration Geschlechtersensibler Medizin evaluieren, und durch entsprechende Maßnahmen steigern. Ein wichtiger nächster Schritt für die medizinischen Fakultäten ist die Anwendung des GRAS- Frameworks innerhalb ihrer Fakultäten und die systematische Evaluierung ihrer curricularen Umsetzung Geschlechtersensibler Medizin.


References

[1] Mauvais-Jarvis F, Bairey Merz N, Barnes PJ, Brinton RD, Carrero JJ, DeMeo DL, De Vries GJ, Epperson CN, Govindan R, Klein SL, Lonardo A, Maki PM, McCullough LD, Regitz-Zagrosek V, Regensteiner JG, Rubin JB, Sandberg K, Suzuki A. Sex and gender: modifiers of health, disease, and medicine. Lancet. 2020;396(10250):565-582. DOI: 10.1016/S0140-6736(20)31561-0
[2] Khamisy-Farah R, Bragazzi NL. How to Integrate Sex and Gender Medicine into Medical and Allied Health Profession Undergraduate, Graduate, and Post-Graduate Education: Insights from a Rapid Systematic Literature Review and a Thematic Meta-Synthesis. J Pers Med. 2022;12(4):612. DOI: 10.3390/jpm12040612
[3] World Health Organization. Gender mainstreaming for health managers: a practical approach. Participant’s notes. Geneva: WHO; 2011.